März 2023


05.03.2023 Bruck an der Leitha

Bei trockenen Wetter ging es heute früh auf die Autobahn Richtung Osten. Vorbei an München, Salzburg und Wien fuhren wir bis Bruck an der Leitha, so um die 30 km vor der ungarischen Grenze. Alles lief problemlos und in der Dämmerung fuhren wir bei einem Sportpark auf den Parkplatz.

48.0294, 16.7922 – 658 km


06.03.2023 Camp Plum bei Jagodina/Serbien

Bei trüben Wetter, ab und zu ein bisschen Schnee, sind wir Richtung Budapest gefahren. Ab dort wurde das Wetter zusehend besser und in Serbien erreichten wir sogar 14 Grad plus. Aber soweit waren wir noch nicht. Erst mussten wir die Maut für Ungarn bezahlen und die knöpften uns 29 Euro ab. Für 4,5 Stunden Ungarn. Dass wir 10 Tage in Ungarn hätten fahren können nützt uns insofern auch nichts.

Die Autobahn in Ungarn und auch in Serbien, dort wird die Maut in Mauthäuschen wie in Italien kassiert, war jedoch erste Sahne und wir kamen gut voran. So 150 km nach Belgrad fuhren wir auf einen kleinen Campingplatz, Camp Plum, zum übernachten. Wir waren die einzigen Gäste und der Besitzer musste angerufen werden, kam aber nach 5 Min.

43.9265, 21.4040 – 739 km (1.397)


07.03.2023 Edirne/Türkei

Die Mautgebühren in Serbien und Bulgarien waren moderat und nach passieren der bulgarischen Grenze wurde das Wetter frühlingshaft mit zeitweise 19 Grad. An der türkischen Grenze dauerte es etwas länger und trotz der relativ wenigen km heute kamen wir erst so um 17 Uhr in Edirne an. Das heißt, es war schon 19 Uhr, weil die türkische Zeit UTC + 3 ist, also 2 Stunden später. Wenn die Sommerzeit in D anfängt sind es nur eine Stunde.

In Edirne fuhren wir im Zentrum auf einen 24 Stunden Parkplatz und machten uns in die Fußgängerzone auf. Wir benötigten Türkische Lira und eine türkische SIM-Karte. Als wir das erledigt hatten, war es auch schon dunkel.

Frühling auf der Autobahn kurz vor der türkischen Grenze.

Parkplatz in Edirne.

Die Fußgängerzone in Edirne.

41.6800, 26.56064 – 574 km (1.971)


08.03.2023 Yenicaga

Bereits gestern hatten wir auch noch das elektronische Mautsystem gebucht und den dazugehörigen Aufkleber auf die Windschutzscheibe geklebt. Einige Autobahnen und die Bosporus-Brücken kosten ja Mautgebühren. Nun, einmal funktionierte die Erfassung an der Mautstation nicht und wir mussten, um einen Verkehrsstau zu vermeiden, bezahlen. Die umgerechnet 1,50 Euro waren zu verschmerzen.

Istanbul war ein einziges Stop an Go, aber gleich nach dem Bosporus, in Asien, war die Autobahn wieder überschaubar. Bei einem kleinen See in Yenicaga, an einem Picknickplatz, parkten wir für die Nacht. Nach Ankara sind es noch 150 km und zu unserem ersten Etappenziel in Göreme/Kappadokien noch rd. 450 km.

40.7794, 32.0372 – 547 km (2.518)


09.03.2023 Göreme

Es war ruhig am See in der Nacht bis um 6 Uhr der Muezzin rief. Wir drehten uns danach um und schliefen noch bis 8:30 Uhr. Dann auf der fast leeren Autobahn weiter nach Kappadokien.

Vorbei an den zahllosen Trabantenstädten um Ankara, fast alles nur Hochhäuser. Auch etliche LKWs mit Wohncontainernb haben wir passsiert, die wohl zu den Erdbebengebieten unterwegs waren.

Der Dieselpreis in der Türkei ist ja traumhaft: 1,05 €/L. In den Balkanländern war er ja wie bei uns so um die 1,70 €/L.

Am Campingplatz „Kaya“ in Göreme waren schon ein paar Fahrzeuge aus „unserer“ Gruppe da und auch wir richteten uns ein. Wir fahren ja erst am Montag weiter.

Fast leere Autobahn in Anatolien

Wir sind in Kappadokien angekommen.

Camping KAYA, direkt an den Tuffsteinformationen (Feenkaminen).

Unsere Anreiseroute

448 km (2.966)


10.03.2023

Am heutigen Ruhetag unternahmen wir eine kleine Wanderung hinunter in die Schlucht hinter unserem Campground. Dann vor nach der Ortschaft Göreme wo wir uns ein Efes gönnten, das bekannteste türkische Bier. Zurück gingen wir die Straße zum Campground.

2010 waren wir bereits schon mal in Göreme und hatten die Highlights besichtigt (hier der Link). Langsam treffen weitere Teilnehmer an unserer Afrikatour ein.


11.03.2023


12.03.2023

Heute ist nun der offizielle Start unserer Afrikareise und die begann mit einem Briefing. Wir haben nun Einzelheiten der ersten Etappen erfahren und wissen nun dass wir am 16.03 in den Irak einreisen werden. Die Visa in einigen Ländern sind ja an exakte Einreisedaten gebunden und so haben wir ein enges Zeitregime für diese Länder. Aber entsprechende Puffer sind einkalkuliert. Es gab eine Vorstellunsrunde und drei Ehepaare kannten wir schon von unserer Australienreise.

Stilecht für Kappadokien war das Briefing in einer Tuffsteinhöhle.

13.03.2023 Kangal

Das Wetter war denkbar ungünstig für unseren ersten „offiziellen“ Fahrtag. Regen und Temperaturen um die 5 Grad. Kein Wunder, wir bewegten uns auch so zwischen 1200 m und 1800 m Meereshöhe. Kangal liegt 1500 m hoch.

Kangal ist auch der Namensgeber der gleichnamigen Hunderasse, einem türkischen Hirtenhund. Am Hotel „Baliki Caplica“, auf dessen Parkplatz wir stehen, begrüßte uns gleich ein Kangal.

Das Hotel ist ein Kurhotel für Hautprobleme, insbesondere Schuppenflechte. Unzählige Helferlein in den nach Geschlechtern getrennten Thermalbecken warten auf die Hautprobleme. Es sind Doktorfische die einen nach Eintauchen in das Wasser „anfallen“. Man verspürt nur ein leichtes kribbeln wenn sie tätig sind. Extra für uns wurde ein Abendtermin in den Becken ermöglicht. Nicht allen gefiel die „Behandlung“.

349 km (3.315)


14.03.2023 Hazar Gölü

Die Landschaft hier in Ostanatolien wäre ja so wildromantisch gewesen, so aber verschwand das meiste in Regen und Nebel. Die Route zum Hazar Gölü See führte ja über einige Pässe, der höchste so 1.900 m. Die bequemere Route über Malatya soll durch einen Teil des Erdbebengebiets führen, was wir meiden wollten.

In Divrigi fuhren wir in abenteuerlicher Weise durch den steilen Ort hinauf auf eine Freizeitanlage mit Aussichtsturm und Glasterrasse über schwindelnderregender Schlucht. Auch hier hätte das Wetter besser sein können.

Am Hazar Gölü See parkten wir am Hotel Turpol.

297 km (3.612)


15.03.2023 Mardin

Über die heutige Fahrt nach Mardin gibt es wenig zu berichten, meist regnete es heftig. Aber über die vergangene Nacht schon. Der türkische Katastrophenschutz hatte sogar Warnmeldungen herausgegebn, so heftig waren die Gewitter. Die Sturmböen brachten unser unser Wohnmobil mächtig ins Schaukeln. Aber nach dem die Gewitter abgezogen waren, plätscherte nur noch der Regen.

In Mardin war es anfangs noch trocken, aber kaum waren wir zur Stadtbesichtigung aufgebrochen, kam schon wieder ein Gewitter mit wolkenbruchartigem Regen. Es war ja nicht nur der Regen von oben, sondern es gibt keine Kanalisation und die Wassermassen fließen die Straßen und Wege entlang. Wir sind in ein Kaffeehaus geflüchtet, aber irgendwan mussten wir wieder zurück. Wenn man bis auf die Unterwäsche durchnässt ist, kann man aber unbeschwert im Regen heimgehen.

Die Informationen für den morgigen Tag, wir wollen da ja in den Irak einreisen, wurden heute per Whatsapp verteilt (Briefing im Regen ist nicht optimal) . Ist noch das Problem mit den Pässen: Der Bote, der die Pässe mit den Irek-Visen heute aus Deutschland bringen sollte, hängt noch in Istanbul fest. Der Flieger nach Anatolien startet nicht wegen des schlechten Wetters. Wir sind gespannt wie es weitergeht.

221 km (3.833)


16.03.2023 Dohuk

Der Irak hat uns umgehauen. So genau können wir nicht sagen was wir erwartet haben, aber so etwas wie ein kriegsverwüstetes Land mit darniederliegender Infrastruktur. Vorgefunden haben wir ein relativ modernes Land mit guten Straßen. Wobei wir uns jetzt im kurdischen Landesteil befinden, der der Entwickelste sein soll.

Aber der Reihe nach: Der Bote war in der Nacht noch mit den Pässen eingetroffen und wir starteten zur irakischen Grenze (so 195 km). Es nahm dann doch einen halben Tag in Anspruch, die Formalitäten zu erledigen. Sowohl auf der türkischen als auch auf der irakischen Seite dauerte es. Auf der irakischen Seite mussten wir allein 5 Anlaufstellen absolvieren, bis alles gestempelt war.

Die Fahrt nach Dohuk, der zweitgrößten Stadt im Kurdengebiet nach Erbil (fahren wir morgen hin) auf der meist dreispurigen Autobahn verlief schnell. Der Verkehr ist relativ chaotisch, aber damit kommen wir zurecht.

Wir stehen hinter einem Restaurant, dessen Dienste wir am Abend dankbar in Anspruch genommen haben. Es war ein richtiges Festmahl das wir für relativ kleines Geld bekamen. Gut, Bier oder Tischwein war nicht, aber dafür ein üppiges 5 Gänge Menü.

267 km (4.100)


17.03.2023 Erbil

Erbil ist die Hauptstadt der autonomen Provinz Kurdistan und hat 2 Mio. Einwohner. Inwieweit die Autonomie reicht, werde ich später noch berichten. Die Fahrt dorthin war angenehm auf meist sehr guten Straßen. Wir stehen gut bewacht am Parkplatz der Tourismusbehörde, deren Chef uns begrüßte und auch an den Besichtigungen teilnahm. Die waren die Zitadelle auf einem Hügel mitten im Stadtkern und der davor liegende Bazar, der typisch orientalisch war. Als Highlight präsentierte man uns eine Seilbahnfahrt von einem Stadtpark zum nächsten. Die Gondeln waren sehr altertümlich und die Vierer-Gondeln waren auch nur mit jeweils 2 Personen besetzt worden.

Heute waren einige Checkpoints zu absolvieren, bei denen wir aber jeweils nur durchgewunken wurden. Wenn wir morgen Kurdistan verlassen und in den Zentralirak gelangen, sollen die Checkpoints häufiger sein und die Prozeduren langwieriger. Wir werden sehen. Das Beste heute aber war das fast sommerliche Wetter mit Temperaturen an die 20 Grad.

175 km (4.275)


18.03.2023 Samarra

Es sollte ja hart werden heute, nun, es wurde sehr hart. Wir brauchten für die 269 km heute 12 Stunden.

Aber der Reihe nach: Vollgetankt verließen wir heute um 8 Uhr Erbil. Wir sollten heute in lockerer Kolonne fahren wegen der Checkpoints. Zwar fuhren unsere irakischen Guides vor und informierten die zuständigen Chefs der Checkpoints, aber jeder dieser Chefs hatte seinen eigenen Stil und wir wurden manchmal durchgewinkt oder mussten nur die Pässe zeigen, aber manchmal auch aussteigen und ein Office aufsuchen oder einfach warten, bis die Guides die Freigabe hatten. Das daurte manchmal bis zu 2 Stunden.

Zwischen der kurdischen Region und dem zentralen Irak ist so eine Art richtige Grenze. Ab da, nach Kirkut, wurden die Checkpoints häufiger und an der Straße waren im Abstand von 0,5 km bis 5 km militärische Befestigungen. Bei manchen Checkpoints kam man sich wie in einem Militärlager vor, den die wurden von einigen Humvees mit aufmontierten MGs bewacht.

Auch einige Straßenabschnitte waren von schlechter Qualität und dazu kamen unzählige Bodenschwellen. Und so kam es, dass wir erst in der Nacht unser Ziel, Samarra, erreichten. Da ist ein einzigartiges Spiralminarett, Weltkulturerbe, das wir morgen besichtigen.

269 km (4.544)


19.03.2023 Bagdad

Es waren zwar nur 132 km bis Bagdad, aber die hatten es in sich. Nicht nur die unzähligen Checkpoints hielten uns auf, sondern auch die letzten 17 km die fehlende Straße. Zu der im Schritttempo zu absolvierenden Strecke kann man nämlich nicht Straße sagen. Und je näher wir dem Zentrum kamen, so mehr staute sich der Verkehr. Wir brauchten wieder 5 Stunden für die paar km.

Bevor wir jedoch losfuhren, bekamen wir exklusiver Zugang zum Spiralminarett in Samarra (Weltkulturerbe). Eigentlich ist es wegen Bauarbeiten zur Zeit gesperrt, aber vor Arbeitsbeginn um 8 Uhr durften wir hinaufsteigen. Es war grandios.

Die in Ruinen vorhandene Moschee und das erhaltene Spiralminarett sind wohl aus der Zeit um 850 n.Chr. Die Schiiten meiden den Komplex, da im Innern des Minaretts beim Bau angeblich Schiiten eingemauert wurden.

In Bagdad standen wir im Bereich des Bagdad Islands, ein riesiger Park mit Freizeiteinrichtungen. Es muss heute wohl so eine Art Abschlusstag gewesen sein denn große Studentengruppen, die Gruppen jeweils durch verschiedene Kleidung unterscheidbar, bevölkerten den Park und tanzten zum Teil. Auf jeden Fall waren sie ausgelassen und wir mittendrin.

Um 14 Uhr starteten wir unsere Stadtbesichtigung im Bus. Das heißt, wir ordneten uns in den Stau ein, der schon vom Parkgelände aus, uns aufhielt. Unser Busfahrer war mit allen Wassern gewaschen und tankte sich links und rechts durch bis wir wieder einigermaßen freie Fahrt hatten.

Unser erstes Ziel war das Märtyrer-Denkmal, das nicht, wie wir meinten, sich nur auf religiöse Opfer bezog, sondern aller im Krieg gegen Iran, Amerika oder den IS gefallenen Soldaten gedachte.

Die Sayidat al-Nejat Cathedral wurde 2019 von Papst Franziskus besucht und war mehrmals das Ziel von IS Angriffen im Bürgerkrieg. Deshalb ist der Zugang auch heute noch abgesichert und die Kirche mit Betonmauern geschützt.

Der Freiheitsplatz ist der größte Platz im Zentrum von Bagdad. Das Denkmal zeigt die Entwicklung vom Frieden zu Diktatur und Krieg und wiedererlangtem Frieden.

Bagdad zeigt deutliche Spuren der Kriege und des Terrorismus, der bis 2019 noch vorherrschte. Große Teile der Elite haben das Land wegen der unsicher Lage in dieser Zeit verlassen und jetzt fehlt es an allen Ecken und Enden an Lehrern, Ärzten und Ingenieuren. Wir sind eine der ersten Reisegruppen überhaupt, die den Irak tourisisch bereisen und werden deshalb an den Checkpoints, die sich auch innerhalb Bagdads befinden besonders aufmerksam behandelt. Tourismus im Irak hat es seit 1979 (Machtübernahme Saddam Husseins) nicht mehr spürbar gegeben.

Nach den Besichtigungen fuhren wir in einen Geschäftskomplex am Tigris, der eine völlig anderes Bagdad darstellt. Es gibt dort verschiedene Restaurants, Luxusgeschäfte und eine Promenade am Tigris. Alles gehobener westlicher Standard und das Publikum dort darf nicht gerade arm sein. In einem dieser Restaurants speisten wir mit der ganzen Gruppe. Allein von den arabischen und türkischen Vorspeisen wurden wir satt, da hätten die Penne mit Tomaten und anderen Gemüsen, für uns als vegetarische Variante, die Anderen bekamen eine Grillplatte, gar nicht mehr sein müssen. Dann ging es heim durch das nächtliche Bagdad mit seinem nicht nachlassendem Verkehr. Öffentliche Verkehrsmittel, außer Taxen, gibt es kaum, geschweige denn eine U-Bahn für die 9 Mio. Einwohner.

Heute gab es auch den ersten Fahrzeugausfall. Es hat das Organisationsteam selbst getroffen und der Camper fuhr auf dem Abschleppfahrzeug nach Bagdad. Übermorgen, wenn wir weiterfahren, sollte er repariert sein. Eine Antriebsscheibe des Keilriemens ist weggebrochen.

132 km (4.676)


20.03.2023 Bagdad

Der Ausflug nach Babylon stand heute auf dem Programm. Für die 90 km dorthin mit dem Bus brauchten wir so gute zwei Stunden.

„Babylon oder Babel war als Hauptstadt Babyloniens eine der wichtigsten Städte des Altertums. Sie lag am Euphrat, etwa 90 km südlich Bagdads im heutigen Irak (Provinz Babil). Die Ruinen der Stadt sind unter anderem von Robert Koldewey Anfang des 20. Jahrhunderts teilweise freigelegt worden. Der Ort war die Hauptstadt des gleichnamigen Stadtstaates, der zeitweise über weite Teile des südlichen Zweistromlandes herrschte. Die Blütezeit der antiken „Weltstadt“ Babylon lag zwischen 1800 und 140 v. Chr.“

Soweit Wikipedia, den vollständigen, sehr langen Artikel, kann man dort lesen

Während des Saddam-Regimes wurden Teile der Ruinen wieder aufgebaut, das lehnen aber ernsthafte Archäologen ab. Nur ein kleiner Teil wurde bisher ausgegraben, so 10 Prozent.

Die schönsten Funde wurden Anfang des 20. Jahrhunderts von den deutschen Archäologen nach Berlin ins Pergamon-Museum geschaft. Das ist insofern nicht unkorrekt, sind die Teile dort doch bestens geschützt. Die Ruinen von Babylon jedoch werden überhaupt nicht beschützt. Auf den Mauerresten klettern die Leute herum, die Ziegelwände, die im unteren Bereich noch Orginal sind, werden mit eingeritzten Namen „verziert“.

Zu alle dem hat sich Saddam Hussein direkt an der Ausgrabungsstätte einen Palast bauen lassen. Dieser Palast wurde nach dessen Sturz von den Leuten geplündert und ist heute nur noch eine Ruine, deren Glanz man wage ersehen kann.

Nach der Besichtigung speisten wir am Ufer des Euphrat, noch auf dem Gelände von Babylon, in einem Restaurant. Das Euphratufer war wegen des Neujahrsfest nach arabischem Kalender voller Menschen.

Auf der Rückfahrt machten wir Halt an einer Traditionsbäckerei in Bagdad. Hier kauften die Leute süße und salzige Backwaren ein, als gäbe es kein Morgen. Brot ist ja hier in Arabien ein Grundnahrungsmittel, das einen erheblichen Anteil an der Nahrungsaufnahme hat, viel mehr als bei uns zuhause. Auch wir deckten uns etwas ein, auch mit süßem Gebäck.

Nach fast 12 Stunden kehrten wir müde heim. Morgen müssen wir bald aus den Federn, denn um 7 Uhr hat sich der Diesel-Tankwagen angesagt. Tankwagen? Nun, im Nordirak (Kurdistan) kostet der Diesel an der Tankstelle 0,65 €/L, hier 0,55 €/L. Um den Schmuggel zu unterbinden haben die ´Zentraliraker eine Tankkarte zum Bezug des Doesels. Da wir diese nichthaben, bleibt nur der Schwarzmarkt.


21.03.2023 Ramadi

Nach anfänglichen Problemen hat das Tanken heute gut geklappt. Bis zur Grenze nach Jordanien, die wir übermorgen passieren, muss der Sprit reichen und das sind so 600 km.

Das übliche Gedränge auf der Straße in Bagdad, auf der Autobahn Richtung Westen ging es dann ganz gut, die Straße war nämlich fast perfekt. Ein Checkpoint nur, aber der hielt uns fast eine Stunde auf, und danach fuhren wir mit Polizei voraus langsam bis Ramadi. Wir passierte Orte mit illustren Namen wie Abu Ghraib und Falludscha, aus der Berichterstattung über den letzten Irakkrieg noch im Ohr.

Ramadi seinerseits wurde Im Mai 2015 vom IS (Islamischer Staat) erobert und Ende 2015 wieder von irakischen Regierungstruppen befreit. Anders als in Bagdad leben hier die Menschen noch in ihrem von Stammestraditionen geprägten Welt, was man auch an der Kleidung ablesen kann. Vor allem aber fällt auf, dass kein Müll herumliegt.

Hervorragend unser Stellplatz am Euphratufer. Wir wurden von Vertretern der lokalen Administration begrüßt und diese hatten eine Musik- und Tanzgruppe mitgebracht, die uns aufspielten.

Schwer bewacht von Polizei, die rückte gleich mit einem SUV mit aufgepflanztem MG an, können wir uns sicher fühlen.

Während ich Papierkram erledigte, war Rita und einige Andere bei der Nachbarin eingeladen, die ein prächtiges Haus mit großem Garten hier an der Uferpromenade hat. Bedienstete servierten Tee und Petit Four und am liebsten hätte sie uns alle zum Abendessen eingeladen. Wir waren aber schon zu Achims 70ten Geburtstag ins Restaurant eingeladen worden. Dort fuhren wir mit Polizeiauto voran alsbald hin und stießen mit Mineralwasser auf den Geburtstag an. Die Tanzgruppe mit Musikanten spielte und Tanzte wieder und man sah, dasss es denen richtig Spaß machte. Es war ja auch keine Folklore für Touristen, sondern echtes Brauchtum. Wie bereits erzählt, es gibt so gut wie keine Touristen im Irak.

131 km (4.807)


22.03.2023 An der irakisch-jordanischen Grenze

Für die 440 km brauchten wir wieder 8 Stunden. Nicht weil die Autobahn so schlecht war, sondern weil immer wieder Checkpoints waren. Wir fuhren wieder mit Polizeieskorte, umso unverständlicher wieso wir immer wieder anhalten mussten.

Die Fahrt führte die ganze Zeit durch nahezu unbewohnte Halbwüste. Da wir auch ständig an Höhe gewannen (am Ziel heute 800 m Höhe) war es auch frischer und man musste wieder bei den Halts eine Jacke anziehen.

Die einzige Unterhaltung waren die Militärstützpunkte alle paar km wo man den Soldaten zuwinken konnte.

Morgen werden wir nach Jordanien einreisen und sind schon gespannt auf die Grenzformalitäten.

Wie war der Irak? Kurdistan war anders als der Zentralirak und Bagdad ist eine Megastadt mit allen Problemen die eine Millionenstadt in der dritten Welt hat. Dazu kommt noch dass vieles noch von den Kriegen zerstört ist. Erst seit so eineinhalb Jahre ist ja der Terrorismus durch omnipotente Militär und Polizeipräsenz eingedämmt. Alle Leute sind sehr freundlich und auf uns Fremde neugierig. Wegen der Kürze der Zeit hier konnten wir leider nur einen oberflächlichen Eindruck dieser Wiege der Menschheit gewinnen. Unsicher, wie auch unser Vorurteil war, ist der Irak nicht mehr und es bleibt hoffentlich auch so. Die Menschen dort hätten es verdient.

440 km (5.247)


23.03.2023 Gerasa/jordanien

Wie insgeheim befürchtet war die Vorarbeit der irakischen Guides, die bereits am Vorabend die Pässe eingesammelt hatten, nutzlos. Endlose Prozeduren sowohl bei der Ausreise, als auch bei der Einreise nach Jordanien. Erst um 16 Uhr kamen wir, zufällig als Erste, weg von der Grenze. Viele Andere erst 1-2 Stunden später. Wir entschieden uns, trotz des Wissens dass wir die letzten km in der Dunkelheit fahren müssen, zum Zielort Gerasa (auch Jarash genannt) durchzufahren. Zu groß war die Freude unsere Freunde Ines und Jürgen dort zu treffen, die von Afrika kommend, dort sind.

Es war ja auch befreiend, ohne Checkpoints durchzufahren. Es gibt zwar Checkpoints, die aber nur überwachend tätig sind. Die Straßen sind auch ok, obwohl man ständig auf Schlaglöcher und Bodenschwellen achten muss.

Die erste dringend benötigte Tankstelle kam nach 80 km. Der Diesel kostete dort um einen Euro pro Liter.

Es gab am Platz in Gerasa einen netten Begrüßungsumtrunk im Wohnmobil von Ines und Jürgen und dann fielen wir müde in die Betten.

331 km (5.578)


24.03.2023 Gerasa

Wir sind ja nicht zum Spaß nach Gerasa gefahren, sondern wegen der guterhaltenen Ruinen der römischen Stadt Gerasa. Mitten in der modernen Stadt Gerasa erstreckt sich das Ausgrabungsfeld. Bei sommerlichem Wetter sind wir die paar Schritte von unserem Stellplatz weggegangen und standen dann schon in den Ausgrabungen.

Hier am Platz steht ja eine andere Gruppe von Wohnmobilisten, die vom Oman kamen. Dort sind ein paar Freunde aus unserer Australienreise 2017-2019 dabei, mit denen wir abends zum Essen gingen.


25.03.2023 bei Petra

Auf guten Autobahnen, die Bodenschwellen waren nur bei Ortsdurchfahrten und auch gut markiert, gings in die Nähe von Petra. Dort stehen wir auf dem Gelände eines Resorts, das irgendwann eröffnet wird. In toller Landschaft, aber ohne Internet. Ich schreibe diese Zeilen einen km entfernt von dort an der Straße.

Die längst überfällige Autowäsche konnten wir heute auch erledigen, aber was soll ich sagen. Kurz danach kamen wir in einen Gewitterschauer und schauten fast gleich aus wie vor der Wäsche.

Wir bleiben heute am Platz, morgen gehts nach Petra.

283 km (5.861)


26.03.2023 bei Petra

„Bei Petra“ heißt, wir stehen so 5 km von Petra entfernt. Dort ist unweit eine Schlucht, die „Little Petra“ heißt. Dort wollten wir (die ganze Gruppe) heute um die Mittagszeit, nach dem Regen, hinwandern (so 3 km). Gerade als wir so 500 m zurückgelegt hatten, öffnete Petrus seine Schleusen erneut (das Wortspiel ist nett: Petrus und Petra haben den gleichen Wortstamm aus dem griechischen für „Stein“). Wir brachen ab und um 15 Uhr gingen wir allein nach Little Petra, denn die Sonne schien vom fast wolkenlosem Himmel.

Den Ausflug nach Petra hatten wir schon gestern Abend abgeschrieben, der findet nun morgen statt. Little Petra ist auch Ziel von Bustouristen, aber bei weitem nicht soviel wie in Petra. Es ist wirklich eine winziger Ableger von Petra.


27.03.2023 bei Petra

Heute war Kaiserwetter bei unserem Ausflug nach Petra. Mit Kleinbussen sind wir zum Visitorcenter gefahren, dort, noch 400 m weiter, geht der Siq los, die schmale Eingangsschlucht nach Petra. Waren wir im Irak noch die einzigen Touristen weit und breit, können wir das von den Highlights in Jordanien nicht sagen. Unzählige Gruppen drängten sich in den Siq, aber ab und zu erwischte man eine leere Stelle zum fotografieren. Wir waren vor 13 Jahren schon mal hier und waren erstaunt, wie der Punk jetzt abgeht (die Bilder von damals sind hier). Ab dem „Schatzhaus“ waren unzählige Souvenirstände und das war eigentlich auf der ganzen Anlage so. Unzählige Esel- und Kameltreiber warteten auf Kundschaft und überall lagen Tierexkremente, vom Geruch ganz zu schweigen. So hat man sich ein Weltkulturerbe nicht vorgestellt. Es trübt den Eindruck, den die aus den Felsen herausgemeiselten Königsgräber sonst haben.

Weil wir große Teile der Anlage schon gesehen hatten, konzentrierten wir uns auf den Bereich, wo wi noch nicht waren, wie die Grabanlage „Ad-Deir“, die auch „Kloster“ genannnt wird, weil in frühchristlicher Zeit dort Mönche gelebt haben sollen. Dazu waren über 800 Treppenstufen zu überwinden, die zum Teil recht steil und schlüpfrig waren. Aber für uns und unzählige weitere Besucher hat es sich gelohnt, ist es doch noch gewaltiger wie das „Schatzhaus“ am Ende des Siq. Wieder herunter und schon waren 5 Stunden in Petra vergangen. Nach einem Imbiss im Restaurent fuhren wir wieder zurück.


28.03.2023 Camp Hillawi – Wadi Rum

Bevor es heute auf unserer Fahrt hinunter zur Wüste ging, mussten wir erst hoch hinauf. Bis fast 1.700 m schraubte sich der King Highway Richtung Aqaba hinauf, auch von den 1.100 m, so hoch liegt Petra, noch ein ganzes Stück höher.

So 40 km vor Aqaba bogen wir dann östlich ab ins Wadi Rum. Kurz vor unserem Ziel „versagte“ eines unserer beiden Navis (Google Maps und Organic Maps) und wollte uns auf eine kürze Strecke auf Sandpiste locken. Wir widerstanden, einige andere aus unserer Grupe nicht und fuhren sich im Sand fest. Mussten sich halt herausziehen lassen, kein Ding solange Internet da ist, um Hilfe zu holen.

Hatten dann Zeit, um uns um unsere e-Visa Anträge für Saudi-Arabien und Ägypten zu kümmern. Saudi-Arabien kam gleich als PDF, Ägypten hat sich 1-3 Werktage Zeit erbeten.

Das Wadi Rum ist kein Tal in diesem Sinne, sondern eine Wüstenlandschaft von 100 km mal 60 km und zeichnet sich durch seine Felsformationen, die aus dem Sand ragen, aus. Neben Gerasa und Petra ein Jordanien muss. Es gibt dutzende von Wüstencamps für Bustouristen, die dort eine Nacht verbringen. Jeeptouren gehören zum Programm. Die Jeeptour heute für uns, war eine sehr rustikale und wir hielten uns oft krampfhaft am Sitz fest. Aber alles ging gut und wir kehrten nach Sonnenuntergang ins Camp zurück.

Wer nun meint eine Nacht in der Wüste mit Stille und Sternenhimmel in Verbindung zu bringen, der täuscht sich in den Camps. Pseudo-Volksmusik und bunte Illuminierung zerstören diese Vorstellung. Das ist Schade.

124 km (5.985)


29.03.2023 Camp Hillawi – Wadi Rum

Gott sei Dank heute wenig Programm: Nur eine kleine Wanderung (3h) durch die Wüste. Es gibt mittlerweile 150 Camps im Wadi Rum und es bleibt nicht aus, dass in deren Umgebung die Wüste leicht vermüllt ist.

Da es in der letzten Zeit geregnet hat, hat die Wüste einen leicht grünen Touch und kleine Kreuzblütler trotzen der Hitze.


30.03.2023 Aqaba

War nicht weit bis Aqaba. Erstes Ziel dort war ein Carrefour um uns mit Grundnahrungsmitteln zu versorgen. Die nächsten Tage werden wohl stressig werden, weil morgen die Grenze zu Saudi-Arabien ansteht. Dann zwei Tage später schon die Grenze zu Ägypten

Aber erst mal standen wir in einem wunderschönen Resort am Golf von Aqaba, so 10 km außerhalb der Stadt Richtung Süden, Richtung Saudi-Arabien, das nur noch 10 km entfernt ist. Den ganzen Nachmittag hatten wir Zeit, uns zu erholen und den Sand von der Wüste abzuwaschen.

Es wäre so einfach , von Aqaba nach Eilat (Israel) und dann über den Sinai nach Kairo zu fahren. Aber weite Teile Ägyptens, so auch der Sinai, sind militärische Sperrgebiete. So fahren wir den Umweg über Saudi-Arabien und der Fähre über das Rote Meer.

Zum Sonnenuntergang saßen wir in einem Beduinenzelt auf dem Resortgelände und entsorgten die letzten Bestände an geistigen Getränken. Dann gab es noch ein reichliches Buffet und zum Abschluß noch eine Tänzerin, die uns einen Hauch von 1001 Nacht vermittelte.

124 km (6.082)


31.03.2023 nach der Grenze in Saudi-Arabien

Es lief glatter als erwartet: Jordanien Ausreise 1 h, Einreise Saudi-Arabien (KSA) fast 4 Stunden, aber relativ geordnet. Gut, von den drei Schalter beim Passport war nur einer funktionsfähig, sonst wäre es schneller gegangen. Die befürchtete penible Kontrolle der Fahrzeuge auf Alkohol und Drogen war entfallen.

Wir trafen uns an einem Platz, schön am Golf gelegen, der türkisblau in der Sonne glänzte. Da nicht klar war, wie lange die Grenzabfertigung dauert, war heute kein großes Fahrpensum vorgesehen.

„Mister Ali“ heißt unser lokaler Guide, der uns schon bei der Grenzabfertigung half und wie Oleg, unser Tourchef meinte, allerbeste Beziehungen zur Administration hat. Morgen fahren wir nach Duba, von wo wir übermorgen nach Ägypten übersetzten wollen. Wetterbedingt, das heißt bei starkem Wind, kann sich das noch hinauszögern. Daß ein kräftiger Wind weht haben wir schon an unserem Parkplatz gesehen. Man konnte deswegen nicht komfortabel in der Sonne sitzen.

32 km (6.114)


April 2023