Sizilien



23.10.2022 Piacenza

Heute gings nun los Richtung Sizilien. Unsere erste Etappe war bis Piacenza, das liegt so gute 200 km vor unserem Fährhafen morgen nach Palermo: Livorno.

Morgens Nebel bei der Abfahrt. Durch die Alpen schien die Sonne und nach dem San Bernadino, im Tessin, war wieder Nebel und Regen und 12 Grad. So ab Mailand wurde es immer wärmer und bei der Ankunft in Piacenza hatten wir 23 Grad.

Es war noch hell und so konnten wir von unserem Parkplatz am Altstadtrand noch bequem zur Piazza Cavalli gehen. Gefühlt halb Piacenza war noch in der Altstadt unterwegs oder saß in den Straßencafes. Leider war das Licht zum fotografieren nicht mehr so ideal aber man konnte den Flair auch so genießen.

Piazza Cavalli, benannt nach den Reiterstatuen links und rechts des Palastes.

N 45,0453, O 9,6895 km 506


24.10.2022 Livorno

Unser Parkplatz am Altstadtrand war ja von einigen Kommentatoren in unserer Stellplatz-App als laut bezeichnet worden. Wir jeoch konnten nicht klagen und haben eine ruhige Nacht verbracht.

Auch das Tanken in der Früh war vom Preis her gegenüber Deutschland moderat.

Alles lief problemlos und schon zu Mittag parkten wir im Hafen neben der Altstadt. Mittagessen und ein kleiner Stadtrundgang bevor wir uns in die Warteposition unserer Fähre aufmachten. Witzigerweise fahren wir wieder mit der “Zeus Palace” mit der wir schon am 20.06. von Stintino (Sardinien) nach Savona unterwegs waren.

N 43.5818, O 10.3030, km 252 (758)


25.10.2022 Palermo

Die See war ruhig heute Nacht und wir haben gut geschlafen.

Die Kabine auf der „Zeus Palace“ war nicht so schön, wie bei der letzten Fahrt mit diesem Schiff. Etwas abgewohnt, aber es funktionierte alles.

Unsere Position um 9 Uhr.

Um 14 Uhr begann die Ausschiffung und um 15 Uhr waren wir am Parkplatz in der City, nachdem wir uns erfolgreich durch das Verkehrsgewühl durchgekämpft hatten. Erste Handlung am Parkplatz war, die Herbstsachen abzulegen und Sommerkleidung anzuziehen. Wir hatten 28 Grad.

Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten liegen fußläufig und so marschierten wir gegen Spätnachmittag los.

Die Porta Nuova, der Normannen-Palast (Palazzo Reale), die Kathedrale, die Quattro Canti (Vier-Ecken) und die Piazza Pretoria liegen alle am Corso Vittorio Emanuele wo ein emsiges Treiben herrschte. Allesamt Highlights.

N 38.1100, O 13.3426, km 13 (771)


26.10.2022 Palermo

Als wir gestern am Palazzo Reale waren, war die Besichtigungszeit bereits beendet. Das haben wir heute Morgen nachgeholt. Aber zuerst kamen wir noch am “Armenhaus” vorbei, einem prächtigen Gebäude aus dem 18. Jahrhundert.

Im Palazzo Reale ist die Palatina-Kapelle das Highlight. Die Innenwände sind mit prachtvollen Glasmosaiken bedeckt die Szenen aus der Bibel zeigen. In der Ornamentik sind auch arabische Einflüße zu erkennen. Der Stil heißt normannisch-arabisch-byzantinischer Stil. Reinhold Würth, der “Schraubenfabrikant”, hat zur Finanzierung der Renovierung (2003-2008) beigetragen.

Das Anti-Mafia-Museum dokumentiert den Kampf gegen die Mafia in den vergangenen Jahrzehnten. Hat uns schon berührt. Die Opfer, erschossene Mafiosi, aber auch Polizisten, wurden auf den Fotos, in ihrem Blut liegend, dargestellt.

Der Mercato della Vucciria ist ein Fisch- und Gemüsemarkt, wie man sich im Süden Italiens vorstellt.

Das Opernhaus Teatro Massimo haben wir auch von innen besichtigt und waren von der Pracht schon beeindruckt.


27.10.2022 Castellammare del Golfo

Wir haben heute Palermo verlassen. Schöne Stadt mit grandiosen Gebäuden aber dem für Süditalien “normalen” Müllproblem. Überquellende stinkende Müllcontainer überall, sobald man die touristische Zone verlässt.

Zuerst haben wir uns bei einem Lidl versorgt bevor wir in Castellammare del Golfo auf einen Camper-Parkplatz fuhren. Nettes kleines Hafenstädtchen, dass aber jetzt ziemlich ausgestorben wirkte, weil hier die Saison wohl schon vorbei ist.

N 38.0250, O 12.8904, km 62 (833)


28.10.2022 San Vito Lo Capo

Auf dem Weg nach San Vito Lo Capo lag die antike Stadt Segesta. Nun, von der Stadt ist nicht mehr viel zu sehen, aber es gibt einen schönen Tempel aus dem 5. Jahrhundert v.Chr. und ein Theater.

Griechen und Römer hatten die Stadt besiedelt bis sie im 5. Jahrhundert von den Vandalen zerstört wurde. Weitläufig auseinander liegen die beiden Hauptsehenswürdigkeiten auf zwei Hügeln. So kamen wir bereits am Vormittag zu einer veritablen Wanderung, zuerst zum Tempel und dann 1,5 km auf den anderen Hügel zum Theater. Und es war wieder gut warm: 28 Grad.

Danach fuhren wir zum Capo San Vito bzw. zum kurz davor liegenden Städtchen San Vito Lo Capo, welches ein gut besuchter Badeort ist, weil es einen schönen langen Sandstrand hat. Gott sei Dank bezieht sich das gut besucht auf den Sommer. Jetzt ist zwar auch noch ein wenig los und der Strand mit dem noch recht warmen Wasser lockte noch einige Besucher an.

Wir fuhren auf einen Parkplatz direkt am Strand der bis 23.10. gebührenpflichtig war. Zu den paar dort stehenden Wohnmobilen gesellten wir uns für die Nacht.

Am späten Abend, heute ist ja Freitag, wurde es voller, denn die italiensichen Wochenendbesucher trafen ein.

N 38.1751, O 12.7423, km 87 (920)


29.10.2022 San Vito Lo Capo

10 km waren es bis zum Riserva Naturale Orientata Zingaro. Der Nationalpark gehört zu dem Top-Zielen in Sizilien und wurde gegründet, weil die Küstenstraße von Castellammare del Golfo nach San Vito Lo Capo, die eine erhebliche Abkürzung gewesen wäre, nicht gebaut wurde. Dies ist der Bevölkerung und etlichen Umweltorganisationen (u.a. WWF) zu verdanken, die durch zahlreiche Protestveranstaltungen die Regierung zum Umdenken veranlassten und man machte aus der Not eine Tugend: Den Nationalpark. Er liegt ungefähr in der Mitte der genannten Orte und umfasst so 7 km Küstenlinie. Es gibt einen Hauptweg, den entlang der Küste, und einige in den Bergen.

Wir sind so um 10:30 Uhr gestartet und dachten zuerst, wir wären alleine unterwegs, aber später kamen uns viele Wanderer entgegen, die vom südlichen Eingang gestartet waren.

Der Nationalpark soll die letzte unverfälschte Naturoase in Sizilien sein, genau so, wie die Landschaft in der Antike war. Noch früher, in der Jungsteinzeit, war die Grotta preistorica dell’Uzzo, besiedelt. Sie liegt direkt am Weg und war daher leicht zu erreichen. Nach so zwei Dritteln des Wegs sind wir wieder umgekehrt und nach 3,5 Std, waren wir wieder am WoMo zurück.

Wir fuhren an den Parkplatz zurück, den wir heute Morgen verlassen hatten und erfrischten uns im Meer. Die Wanderung war ziemlich schweißtreibend gewesen.


30.10.2022 Saline dello Stagnone

Der seit den Karthagern besiedelte Monte Erice war heute unser Ziel. Dort 750 m hoch liegt heute der Ort Erice und man fährt auf unzähligen Serpentinen von der Ebene hinauf. Das Örtchen präsentiert sich heute mit mittelalterlichem Flair und lebt vom Tourismus. Bekannt sind auch die Dolce, insbesonder die Mandelplätzchen.

Es waren heute nicht so viele Touristen unterwegs und so konnten wir die Gassen unbehindert durchstreifen. Immer wieder gab es spektakuläre Aussichten aufs umliegende Land und das Meer.

Eigentlich wollten wir dann bis Marsala fahren aber als wir an der Saline dello Stagnone vorbeifuhren, gefiel es uns so gut, dass wir auf den Parkplatz einer Bar fuhren, wo man übernacht parken darf. Es war, heute am Sonntag, an der Saline viel los. Von dort fahren Boote auf die draußen liegenden Inseln, aber auch, wie wir bald festellen konnten, sind viele wegen des Sonnenuntergangs gekommen. Gegen 17 Uhr schob sich ein Auto nach dem anderen auf der Straße vorbei. Bei einem Sundowner in der Bar haben wir das Spektakel auch beobachtet, konnten aber nicht feststellen, was an diesem, schon schönem, Sonnenuntergang so hervorragend war.

N 37.8617, O 12.4857, km 101 (1.021)


31.10.2022 Selinunt

Heute war nun Marsala “dran”. Es waren ja nur ein paar km bis zum Hafen dort, wo wir parkten. Zumindest in der Altstadt ein elegantes kleines Städtchen. Wir kennen Marsala als Namensgeber des gleichnamigen Dessertweins. Als der Portwein die englischen Clubs eroberte, dachten die hiesigen Weinhändler: Das können wir auch. Sie knüpften Kontakte nach England und der “Marsala” war geboren.

Selinunt ist eine Ausgrabungsstätte für die Überreste der griechischen Stadt Selinus. Diese wurde im 7. Jahrhundert v.Chr. gegründet und bestand so 400 Jahre. Lange Zeit war Selinus ein Verbündeter Karthagos bevor die Römer so um 250 v.Chr. Sizilien eroberten und die Stadt zerstörten.

Wieder, wie in Segesta (vgl. 28.10.), war die antike Stadt sehr weitläufig angelegt. Aber fast alles auf einer Ebene ohne große Hügel. Die meisten Tempel liegen in Trümmern (Erdbeben), nur ein Tempel (E) wurde 1956 mehr oder weniger authentisch rekonstruiert. Die Tempel heißen nach dem Alphabet, weil sie nicht einem bestimmten Kult zugeordnet werden können, also z.B. Artemistempel. Mehrere Nachbildungen von antiken Kränen zeigen die Hebetechnik damals und Schautafeln erläutern die Bautechnik im Allgemeinen.

Die Säulensegmente wurden in einem Steinbruch von oben herab herausgemeißelt und man hat nicht weit von Selinunt einen solchen Steinbruch (Cave di Cusa) gefunden, an dem noch halb herausgemeiselte Säulenabschnitte zu sehen sind.

Nach der Besichtigung fuhren wir unweit der Ausgrabungen auf einen Parkplatz und gingen noch ins Städtchen Selinunt, das schön am Meer liegt.

N 37.5833. O 12.8384, km 73 (1.094)


01.11.2022 (Allerheiligen) Prizzi

Wir haben die letzten Abende die ersten beiden “Der Pate” Filme angesehen und da war war klar, dass wir nach Corleone fahren. Aber der Reihe nach:

Es gibt viele schöne Bergdörfer und Caltabellotta gehört bestimmt zu den Sehenswertesten, sagt unser Reiseführer. Von der Küste gings auf so 750 m hinauf und nach einer kurzen Strecke durch die engen Straßen konnten wir bequem auf einem Parkplatz stehen. Die engen Straßen wären normalerweise kein Problem, wenn die Parkverbotsschilder beachtet würden. Wegen der Falschparker ist nur einspuriger Verkehr möglich und wenn der Gegenverkehr kommt, müssen halt Rückfahrmanöver unternommen werden.

Steil ging es die schmalen Gassen hinauf, nur Cinquecentos oder Puntos können hier fahren. Wir trafen einen Deutschitaliener aus Reutlingen, der hier im Herbst herkommt, um seine Olivenbäume zu ernten. Wir tauschten die Tel.Nummern, er will uns eine Kostprobe seines Bio-Olivenöls nach Deutschland schicken. Das schöne Wetter sei auch hier außergewöhnlich (November ist normalerweise der regenreichste Monat) und letztes Jahr hätte es 4 Wochen am Stück geregnet. Uns soll es recht sein.

Corleone hat uns etwas entäuscht. Aber das lag wohl an Allerheiligen. Die Stadt war wie ausgestorben (nicht wegen der Mafia). Wir parkten am Friedhof, der natürlich ziemlich “belebt” war, wegen der vielen Grabbesucher. Blumen und Kerzen waren an den Gräbern im Überfluß.

Es war noch Zeit bis zum Sonnenuntergang und so fuhren wir weiter nach Prizzi, wo wir mitten in dem Städtchen auf einem Parkplatz Quartier bezogen. Auch hier gibt es Bezug zu Mafiafilmen. Wenn die Corleones im Paten aus Corleone stammen, so stammen die Prizzis im Mafiathriller “Die Ehre der Prizzi” mit Jack Nicholson natürlich von hier.

N 37.7203, O 13.4359, km 128 (1.222)


02.11.2022 Punta Braccetto

Nach einer ruhigen Nacht, gut, die Viertelstundenschläge der benachbarten Kirche lieferten uns immer die aktuelle Uhrzeit, machten wir einen Rundgang durch Prizzi und waren über dessen Ausdehnung auf dem Hügel erstaunt.

Nächstes Ziel war Agrigent mit dem Weltkulturerbe: Tal der Tempel. Die Bezeichnung ist etwas unglücklich, weil die Tempel eigentlich auf einem Hügel liegen. Aber von der Stadt Agrigent aus liegen sie im Tal.

Es gibt einige Tempel zu sehen und sie sind auch Gottheiten und Kulten zugeordnet. Wie oft in der Archäologie sind auch diese Zuordnungen im Kreise der Gelehrten umstritten. Uns macht das aber nichts aus und der Concordia- Tempel (Eintracht) ist der besterhaltenste griechische Tempel Siziliens . Dies ist dem Umstand zu verdanken, dass vom 6. bis zum 18. Jahrhundert der Tempel zu einer christlichen Kirche umgebaut war und deswegen nicht als Steinbruch diente.

Nicht nur über die Bezeichnung der Tempel wird in der Fachwelt gestritten sondern auch die Art der Rekonstruktionen. Aber schon Goethe fand Gefallen am Concordia-Tempel und uns gefiel er auch.

Uns war nach den anstrengenden Besichtigungstagen nach Pause. Aber im Küstenabschnitt bis Ragusa fand sich nichts, was nach unserem Geschmack für ein paar Tage Aufenthalt geeignet war und so fuhren wir von Agrigent nochmal so 100 km entlang der Küste bis zum Punta Braccetto. Hier liegen gleich drei Campingplätze mit guten Bewertungen und wir wählten den “Baia dei Corali” Platz aus.

N 36.8154, O 14.4673, km 216 (1.438)


03.11.2022 – 06.11.2022 Punta Braccetto

Unsere Bucht von der anderen Seite, wir sind ungefähr in Bildmitte.

03.11. Donnerstag: Wir sind bei bestem Wetter nun eine Weile im Urlaubsmodus. Es ist ja wie Sommer, nur dass es früh (17:30 Uhr z.Zt.) dunkel wird. Auf dem Campingplatz sind ja viele deutsche Überwinterer, deshalb kommt der Bäcker täglich, der Fischhändler und der Gemüsehändler alle zwei Tage, so haben uns die Nachbarn erzählt.

04.11. Freitag: Die Gegend hier erinnert an die andalusiche Küste. Auch hier im Hinterland ist alles voll von Plastikgewächshäusern. Nicht ganz so schlimm wie in Andalusien, aber doch auch recht unansehnlich. An unserem Campingplatz sieht man davon nichts. Die umliegenden Ferienhäuser sind aber verwaist.

Der Gemüsehändler heute hatte eine reiche Auswahl.
Der Bäcker nannte die mit Spinat gefüllte Teigtasche Pizza. Das Bällchen ist ein Arrancini. Ein hier mit Spinat und Mozarella gefüllte Reiskrokette.

05.11.2022: In der Nacht hatte es gewittert und geregnet. Am Morgen war dann ein Sonne-Wolken-Mix bei deutlich gesunkener Temperatur. Nur noch 17 Grad. Aber morgen soll der Spuk schon wieder vorbei sein.

Der stärkere Wind hat das Meer heute aufgewühlt.

06.11.2022: Das Wetter war wieder einwandfrei. Vielleicht ein wenig zu starker Wind noch.

07.11.2022 Scicli (Alte Fabrik)

Zwei Weltkulturerbe-Städte warteneten heute auf uns: Ragusa und Modica. Zuerst fuhren wir nach Ragusa, dass so 30 km entfernt im Hinterland war. Hingeschmiegt auf zwei Hügel erstreckte sich Ragusa, das nur durch schmale Gassen sich erschloß. Prächtige Paläste, die meisten davon renovierungsbedürftig, zeugten von verschwindendem Glanz. Trotzdem ein Gesamtensemble, das den Status Weltkulturerebe schon verdient. 1693 zerstörte ein Erdbeben die Stadt, wie auch Modica, und wurde dann wieder so aufgebaut, wie wir sie heute sehen.

Ein Stückchen weiter wieder Richtung Küste lag Modica für das ähnliches gilt, wie das für Ragusa gesagte. Modica rühmt sich seiner Schokolade, die in einigen Läden sündhaft teuer verkauft wird. Einige Tafeln (50 g 4,20 €) haben wir denoch erworben. Lindt bewirbt ja seine Schokolade die mit dem angeblich von ihnen erfundenen Chonchieren. Dabei wird die erhitzte Schokoladenmasse stundenlang gerührt. Die Schokoladenhersteller in Mocica schwören dagegen auf die kalte Rührung. Das soll eine stimmigere Textur bewirken. Wir haben probiert und die meist 65 -80 prozentigen (Kakaoanteil) Sorten schmecken schon nicht schlecht.

Ermüdet von den vielen steilen Gassen und Treppen sind wir dann hinunter ans Meer gefahren und parkten übernacht am Ufer bei der alten Gießerei (Fornace Penna) mit schönem Sonnenuntergang.

N 36.7127, O 14.7566, km 83 (1.521)


08.11.2022 Pozzallo, Spiaggia di Santa Maria del Focallo

Die Sonne weckte uns sehr bald, ja, wir haben seit gestern wieder schönes Spätsommerwetter mit 23 Grad am Mittag, und wir machten einen Spaziergang an der Promenade in Marina di Mocdica. Schön, aber zu dieser Jahreszeit recht einsam.

In diesem Küstenabschnitt soll es ja lange Sandstrände geben und schon der Zweite, den wir besichtigten, sagte uns zu: Spiaggia di Santa Maria del Focallo. Wohlklingender Name für einen aber auch sehr schönen und sauberen Strand, der sich kilometerlang entlangzieht. Ein paar weitere Wohnmobile standen auf einem großzügigen Parkplatz direkt am Strand. Es war in den Nachmittagssonne so warm, dass wir ins Meer gehüpft sind. Ein der zwei verlassenen Strandbars hatte sogar noch eine funktionierende Außendusche die wir dann auch nutzten. Auch hier, wie überall an der Südwestküste ein herrlicher Sonnenuntergang.

N 36.7260, O 14.9071, km 22 (1.543)

09.11.2022: Von diesem herrlichen Strand gehen wir erst, wenn wir uns dringend versorgen müssen oder das Wetter umschlägt, so war unsere Meinung heute.

Heute sind wir in Richtung Pozzallo (so 7 km entfernt) am Strand spazieren gegangen und waren fast drei Stunden unterwegs. Einfach schön, wenn nur wenige Leute da sind und das Wetter so angenehm ist, dass man nicht schwitzen muss, aber es auch nicht zu kalt ist.

Pozzallo macht manchmal schlechte Schlagzeilen, weil hier Boat People aus Afrika anlanden oder im schlimmsten Fall angespült werden.

Früher war der Handel mit Johannisbrotbaum-Früchten ein wichtiger Wirtschaftsfaktor hier. Der Johannisbrotbaum ist ja seit der Antike begehrt. Die Samen, die fast immer gleich schwer sind, wurden schon damals als Gewichtseinheit für Gold und Diamanten benutzt: Das Karat. Wenn man den botanischen Namen anschaut, “Ceratonia siliqua”, dann kann man das erkennen.

Heute werden auch noch Johannisbrotbaum-Produkte exportiert, In der Lebensmittelindustrie ein begehrten Zusatzstoff als Verdickungsmittel und auch fast ein Superfood, wegen seiner Inhaltsstoffe.

10.11.2022: Nun, das Wetter blieb schön und wir haben noch genügend Vorräte. Ein weiterer oder zwei weitere Tage am Strand dürften kein Problem sein.

Einfach traumhaft dieser Strand.

11.11.2022 Avola

Heute hat das Wetter etwas geschwächelt und wir sind doch weitergefahren. Unser erstes Ziel war die südlichste Spitze Siziliens, die auch der südlichste Punkt Italiens ist. Die Straßen dorthin waren grauenhaft trotz der vielen Besucher im Sommer dort. Wir machen das an dem riesigen Parkplatz fest, der sich dort befindet.

Marzamemi, ein kleines Fischerdörfchen, so 10 km weiter entlang der Straße von Messina, hat noch riesigere Parkplätze an der Einfallstraße, aber heute waren diese verwaist. Als wir einen Rundgang durchs Dorf machten, wussten wir warum Marzamemi soviele Parkplätze hat. Um eine ehemalige Tonnara (Thunfischfabrik, die teilweise schön renoviert ist, gruppieren sich Lokale, Souvenierläden und Modeboutiquen. Es waren sogar ein paar Leute da. Aber in der Saison muss hier der Bär los sein. Uns hat es auch dort gefallen.

Zum Übernachten haben wir dort nichts passendes gefunden und so sind wir weiter nach Avola gefahren auf einen Parkplatz am Meer. Das Weltkulturerbe-Städtchen Noto haben wir dabei links liegen gelassen. Nach Ragusa und Modica haben wir nichts besonderes Neues erwartet. Avola ist ja bekannt für seinen Rotwein, den “Nero di Avola”.

N 36.9161, O 15.1529, km 90 (1.633)


12.11.2022 Spiaggia di San Marco (Taormina)

Wir sind heute nach Syrakus gefahren. Gegründet wurde Syrakus schon so 730 v. Chr. von griechischen Siedlern und wurde im Laufe der Jahrhunderte zur größten und mächtigsten Stadt Siziliens. Bedeutende Persönlichkeiten der Antike wirkten hier, allen voran Archimedes, dem zahlreiche technische Erfindungen zugesprochen werden wie zum Beispiel die “archimedische Schraube”, der Parabolspiegel und Kriegskatapulte. Auch fand er das “archimedische Prinzip” heraus (schwimmende Körper). Also ein sehr geschichtsträchtiger Ort. Die Halbinsel, auf der Syrakus ursprünglich gegründet wurde, heißt Ortigia. Wir haben uns auf diesen Teil von Syrakus beschränkt, obwohl es auf dem Festland auch noch antike Bauwerke gibt.

Das Gassengewirr ist hier labyrinthartig angelegt und die Gassen sind so schmal, das nicht einmal kleine Autos dort verkehren können . Nicht nur einmal sind wir in Sackgassen gelandet und mussten umdrehen. Dann öffnet sich das Gewirr zur Piazza Doumo wo prächtige Barockpaläste den Platz umsäumen. Von den antiken Bauwerken ist nicht mehr viel zu sehen. Sie sind einfach in die barocken Bauten integriert wie man am Dom sehen kann.

Syrakus ist selbstverständlich auch Weltkulturerbe. In der Umgebung haben keine geeigneten Übernachtungsplatz gefunden und so haben wir einfach einen größeren Sprung nach Norden gemacht: An Catania mit seinen zahlreichen Industriekomplexen vorbei bis fast Taormina. An der Spiaggia di San Marco sind wir auf einen Wohnmobilstellplatz gefahren. Der für heute angekündigte Regen holte uns dort ein. Ach ja, von unserem Stellplatz sieht man ab und zu den schneebedeckten Ätna aus den Wolken blitzen.

N 37.8000, O 15.2462, km 147 (1.780)

13.11.2022: In der Nacht hatte es heftig geregnet und der Ätna (so rund 3.350 m hoch) heute morgen, es war wieder eitel Sonnenschein, hatte eine weiße Kappe aufgezogen. Wie man an dem Ätna-Bildern erkennt, geht die Besiedelung an den Hängen weit hinauf und tatsächlich fuhren wir gestern bei der Anfahrt hierher praktisch abstandlos von einer Urbanität in die andere. Wie bei fast allen Vulkanen ist halt die Erde äußert fruchtbar.

14.11.2022: Unsere Nachbarn zuhause haben es jetzt auch geschafft, auf die Insel zu kommen. Sie sind ungefähr gleich wir wir losgefahren , aber in Kalabrien “hängengeblieben”, weil sie so ein schönes Plätzchen in Diamante gefunden hatten.

Vormittags war es noch wolkig, aber am Nachmittag kam die Sonne heraus und gegen Abend bot der Ätna im Abendlicht “großes Schauspiel”.


15.11.2022: Unser netter Platzbesitzer hat uns heute mit dem Kleinbus nach Taormina gefahren. Ist nicht weit, geht aber ziemlich steil hoch, so dass wir eine halbe Stunde benötigten.

Taormina ist eines der Highlights Siziliens. Die vielen geführten Touristengruppen (Kreuzfahrer ?) können sich da nicht irren, ebensowenig Goethe, der 1787 über das Teatro Antico schrieb:

“Setzt man sich nun dahin wo ehemals die obersten Zuschauer saßen, so muss man gestehen, dass wohl nie ein Publikum im Theater solche Gegenstände vor sich gehabt hat.”

Auch wir waren von der Aussicht überwältigt und auch von der Lage Taorminas auf den Hügeln kühn über dem Meer mit phantastischer Aussicht. Unten liegt die Isola Bella, die nach mehrfachem Besitzerwechsel nun dem Staat gehört und unter Naturschutz steht.

Auf der Suche nach einem geeigneten Restaurant, dass in der Sonne sein und auch etwas Aussicht bieten sollte, gingen wir die ganze Flaniermeile Corso Umberto entlang und wurden schließlich an dessen Ende fündig. Man muss auch dazu sagen, dass einige Restaurants saisonbedingt geschlossen waren.

Wir probierten auch die siziliansichen gefüllten Waffeln, die Cannoli, die überall angeboten werden.

Um 15 Uhr holte uns der Kleinbus wieder ab und beendete damit einen gelungenen Ausflug. Das schöne Wetter trug sicher auch dazu bei.


16.11.2022 Alcantara Schlucht

Die Alcantara Schlucht wird in vielen Reiseführern als “Muss” dargestellt. Sie befand sich nur 18 km von unserem letzten Stellplatz entfernt und so fuhren wir heute morgen, zusammen mit Julia und Helmut, unseren Nachbarn zuhause, zur Schlucht.

Unsere Wandervorbereitung mit Wanderschuhen und Rucksack war völlig overdressed, weil die Schlucht so erschlossen ist, dass man auch mit High Heels hätte bestehen können. Sogar der Abstieg zum unteren Ende bewältigt man mit einem Aufzug.

Kurz gesagt, wir waren etwas enttäuscht, weil wir eine Wanderung erwartet hatten und einen Rundgang wie im Stadtpark bekamen.

So waren wir auch schon zu Mittag “fertig”. In der warmen Sonne machten wir ein paar Spiele bis die Sonne hinter einem Berg unterging und es etwas frisch draußen wurde.

N 37.8791, O 15.1766, km 20 (1.800)


17.11.2022 Diamante

Heute war es nun soweit: Wir haben den Heimweg angetreten. Wir sind nach Messina gefahren und haben die Fähre nach Villa San Giovanni genommen. Nach so einer halben Stunde Fähre waren wir schon auf der Autobahn Richtung Norden. Es regnete, aber bald hörte der Regen auf und wir beschlossen, noch einen Tag an der Küste zu verbringen. Bis Diamante sind wir gefahren und dort auf den Lido Tropical. Gut, die Temperatur war nicht ganz wie in Sizilien, aber ok mit so 20 Grad und Sonne.

Kleiner Spaziergang ins Örtchen mit den Murales (Wandmalereien), dann waren wir wieder zurück zum Sundowner. Wir standen ja direkt am Strand. Ein seltenes metereologisches Phänomen, ein Halo-Effekt der eine Nebensonne erzeugt, bescherte uns quasi einen doppelten Sonnenuntergang.

N 39.6914, O 15.8150, km 282 (2.082)


18.11.2022 Orvieto

Bei Nieselregen sind wir in Diamante gestartet. Immer wieder gab es dann kräftige Schauer. So ab der geographischen Höhe von Neapel kam die Sonne raus und begleitete uns bis Orvieto, wo wir unsere heutige Fahrt beendeten.

Orvieto wäre ja einen mehrtägigen Aufenthalt wert. So beschränkten wir uns auf den sehenswerten Dom, den wir durch malerische Altstadtgassen erreichten. Wie meist in den italienischen Städtchen schwer zu fotografieren, weil man keinen Abstand erreichen kann, um den vollständigen Dom abzubilden. Ganz toll ist die mit Mosaiken verzierte Fassade. Der Dombau wurde so um 1300 begonnen und auch im 14. Jahrhundert beendet. Schön war es, durch die abendlich beleuchteten Straßen zurück zum Wohnmobil.

N 42.7223, O 12.1173, km 545 (2.627)


19.11.2022 Como

Wir hätten noch eine Stunde länger fahren können, bis es Nacht wird, aber in der Schweiz sind gute Übernachtungsplätze rar. So sind wir bis Como gefahren und das erwies sich als gute Entscheidung. Den letzten freien Platz für Wohnmobile haben wir auf dem zentrumsnahen Parkplatz gefunden und sind in 10 Min. bis zur Kathedrale gegangen. Was für ein quirliges Leben am Samstagabend bei so 10 Grad Aussentemperatur. Gut, die Straßencafes sind mit Infrarotstrahlern und Gaspilzen ausgestattet, aber auch die Straßen und Gassen waren stark frequentiert. Tolle Modegeschäfte gibt es hier. George Clooney (er hat am Comer See eine Villa) haben wir nicht getroffen aber viele elegant bekleidete Flanierer.

N 45.8024, O 9.0917, km 524 (3.151)


20.11.2022

Planmäßig sind wir heute zu Hause angekommen.

km 413 (3.574)