Mai 2023


01.05.2023 Dschidda

Dschidda ist eine Millionenstadt (5 Mio.) und wichtigster Hafen Saudi-Arabiens. Mekka liegt so 70 km landeinwärts und vor dem Aufkommen des Flugverkehrs kamen die Pilger mit dem Schiff in Dschidda an. Auch heute ist das Schiff das günstigste Verkehrsmittel für die afrikanischen Pilger. Fast alles Trinkwasser wird aus Meerwasser-Entsalzungsanlagen gewonnen. Dschidda hat mehrere Superlative: Der höchste Fernsehturm in KSA (250 m), der höchste Springbrunnen der Welt (312 m), der höchste Fahnenmast der Welt (170m), der höchste Leuchtturm der Welt (131m) und fast das höchste Gebäude der Welt, der Jeddah Tower, der einmal über 1.000 m hoch werden sollte, aber der Bau wurde 2018 eingestellt (aktuelle Höhe 256m). Der Bau bisher wurde von der Bin-Laden-Group als Bauunternehmen durchgeführt.

Diese Bin-Laden-Group wurde von Muhammad Bin Laden gegründet, dem Vater von Osama Bin Laden. Dass Osama keine Karriere im väterlichen Baukonzern machte mag vielleicht da dran liegen, dass der Vater insgesamt wohl 57 Kinder von 22 Frauen hatte und Osamas Mutter eher eine Konkubine für den Vater war. Im Islam geht das so, dass man zwar nur vier Frauen gleichzeitig haben darf, aber eine Scheidung ganz leicht ist, wenn man das nötige Kleingeld hat. Also Obama hatte keine gute Stellung im Familienverband und geriet dann auf die Bahn eines religiösen Fanatikers.

Um 14 Uhr haben wir eine Stadtrundfahrt mit dem Bus angetreten. Das war ganz angenehm im klimatisierten Bus unterwegs zu sein. Von dem Vorort wo wir parken ist ist noch eine ganze Strecke, so 20 km, bis zur City bzw. zur neuen Corniche, wo wir den ersten Halt machten. Also diese Corniche kann sich architektonisch fast mit Miami messen, aber es gibt kein Strandleben und keine Bars, nur Cafés und Saftbuden. Und die einheimischen Frauen in der traditionellen Kleidung wirken wie Fremdkörper in dieser westlich orientierten Strandpromenade.

Nächster Stopp war der Fischmarkt mit einem reichhaltigen Angebot. Schade dass wir nicht mehr einkaufen konnten, aber die Küche ist schon zur Abgabe des Wohnmobils morgen vorbereitet.

Die Altstadt hat uns in mehrfacher Weise überrascht: Die ist riesig im Ausmaß und wunderbar restauriert. Leider waren wir zur falschen Zeit da. Erst nachts pulsiert das Leben hier. Die Altstadt ist natürlich auch Unesco-Weltkulturerbe.

Ein Museumsbesuch schloss unsere Exkursion ab. Es war eine Mischung aus Heimatmuseum, Völkerkundemuseum und Naturkundemuseum. Manchmal fast naiv, dann wieder liebevoll arrangierte Exponate. Und das Gebäude bzw. der Gebäudekomplex war an für sich schon sehenswert. Die Zeit war wieder viel zu kurz für diesen interessanten Ausflug.


02.05.2023 Dschidda

Heute sollte nun die Verschiffung starten bzw. wir sollten die Fahrzeuge im Hafen abgeben. Wir blieben noch am Parkplatz bis 12 Uhr, in der Zeit sollte von den Guides das Paperwork erledigt werden und die Abgabe dann zügig erfolgen. Vom Parkplatz im Norden Dschiddas bis zum Hafen im Süden der Stadt waren es so 30 km.

War es sonst der Ramadan oder das Zuckerfest, heute waren es sudanensische Flüchtlinge die massenhaft im Hafen waren und das zügige Abwickeln behinderten. So hieß es. Also wir standen vor dem Gate 3 des Hafens bis fast 19 Uhr ohne daß sich was tat. Dann öffnete sich das Tor und wir konnten bis zur Einfahrt vorfahren wo dann Fahrer des Hafens die Fahrzeuge übernahmen und auf Abstellplätze fuhren. Wir konnten mit Uber-Taxen ins Hotel in der City fahren.

Rita war bereits früher ins Hotel gefahren und als ich eintraf gingen wir erst mal essen. Dann noch ein kurzer Spaziergang am Strand der hier in der Umgebung des Hotels mit Autos befahren werden durfte. Hier spielt sich jeden Abend das gleiche ab: Die Saudis fahren hin und picknicken und werden von einigen bunt beleuchteten Food-Trucks versorgt. Morgen soll unsere Bus-Rundreise durch den Südwesten Saudi-Arabiens beginnen.

30 km (10.250)


03.05.2023 Almandaq

Wir fuhren von Dschidda Richtung Südosten, an Mekka vorbei. Unsere erster Halt war Taif, das bereits 1.600 m hoch liegt. In einer gigantischen Mall haben wir Rast gemacht und den dortigen Food-Court besucht. Danach ging es immer weiter in das Gebirge und wir erreichten zeitweise eine Höhe von 2.600 m. Das war landschaftlich ein völlig anderes Saudi-Arabien. Keine Wüste sondern grüne Berge und Täler mit Landwirtschaft. Obwohl wir seit kurz vor Dschidda wieder in den Tropen waren hatten wir moderate Temperaturen in den mittleren Zwanziger-Graden. Im Städtchen Almandaq fuhren wir zu einem Hotel zum Übernachten. Wir hatten ja schon am Abend fast 400 km zurückgelegt.

Weil es so skurril war, schildere ich mal das Abendessen, das wir in einem Restaurant außerhalb des Hotels einnahmen. Es hieß Al Khulb Park und lag oberhalb unseres Hotels. Der Bus musste dazu eine extrem steile Bergstraße fahren. Das Parkrestaurant war eine kreisförmige Anlage mit einem künstlichen Berg in der Mitte. Der hatte Grotten und war bunt beleuchtet. Darum herum standen kleine Häuschen, die man mieten kann, um dort zu picknicken. Das Restaurant selbst war in einem 5-stöckigem Turm, wo wir das oberste Stockwerk nahmen. Ali, unser Guide, musste die arabische Speisekarte übersetzen und es dauerte lange, bis wir bestellt hatten. Die meisten hatten mixed Grill und wir so eine Art Pide (lecker) bestellt. Dazu Wasser. Es wurde eine Plastikfolie über die Tische gespannt, das war die Tischdecke. Dann kamen die Gerichte auf Plastiktellern und mit Plastiklöffeln, ja nur Löffeln. Die Carnavoren mussten in alter Beduinentradition das Fleisch mit den Händen essen. Aber wenn wir jetzt dachten loslegen zu können, es war bereits 20:30 Uhr und wir hatten Hunger, dann haben wir uns getäuscht. Erst sollte bezahlt werden, sagte der Kellner. Er käme sonst beim Kassieren später durcheinander. Und er brachte die auf einem Nebentisch stehenden Plastikteller erst zum Gast, als dieser bezahlt hatte.

Er kam trotzdem durcheinander, weil er kein Wechselgeld hatte und nachher nicht mehr wusste, wer das Rückgeld bekommen sollte. Das Essen selbst war nach einhelliger Meinung gut.

380 km (10.630)


04.05.2023 Abha

Abha ist eine über 200.000 Einwohner umfassende Stadt im Süden, 100 km vor der jemenitischen Grenze. Wie gestern ging es über eine sehr bergige Strecke, meist über 2.000 m hoch liegend, mit vielen Kurven. Abha selbst liegt auch 2.300 m hoch und als wir am Spätnachmittag ankamen, waren es angenehme 22 Grad.

Wie gestern gibt es hier auch relativ viel Niederschlag und deshalb ist die Landschaft grün und es wird viel Landwirtschaft betrieben. Was auch auffällt: auf der ganzen Strecke fuhren wir fast nie durch unbesiedeltes Gebiet, sondern Ortschaften wechselten sich mit loser Bebauung ab.

Ein kleines Highlight waren die Paviane, die am Straßenrand weilten. Man nimmt an, dass Menschen sie von Afrika rübergeholt haben und sie sich in dem ähnlichen Klima hier wohlfühlen. Praktisch unsere ersten wildlebenden Tiere Afrikas.

Wir haben ein schönes Hotel in Abha. Als wir zu einem indischen Restaurant zum Abendessen wollten, war aber das Problem, dass eine 6 -spurige Straße zu überqueren war und keine Querungshilfe (Ampel oder so) weit und breit. Irgendwann tat sich aber dann eine Lücke auf und wir schafften es. Und aßen gut.

370 km (11.000)


05.05.2023 Abha

Heute machten wir einen Ausflug in die Umgebung von Abha. Bei Al Habla gibt es den Grand Canyon Saudi-Arabiens. Da wir Freitag haben, das entspricht unserem Sonntag, waren einige Ausflügler unterwegs am Canyonrand. Leider haben die Verantwortlichen den Canyonrand mit einem Metallzaun verunstaltet, der wohl Abstürze verhindern soll.

Unser nächstes Ziel war das “Archaeological Village” Al Yanfa. Die Häuser werden gerade restauriert und stammen wohl aus dem 16. – 19. Jahrhundert. Die Moschee sei jedoch über 1.000 Jahre alt. Die Wohngebäude sind aus Lehm gebaut mit herausragenden Steingesimsen. Diese Gesimse sollen das Mauerwerk vor Nässe schützen, die den Lehm erodieren lassen würde.

Auf dem Rückweg waren wir noch in einer Mall in Abha um einen Kaffee zu trinken. Hier ging der Punk ab weil dort, mitten in der Mall, ein Rummelplatz für Kinder vorhanden war.

Abends gingen wir wieder zum indischen Lokal, weil es uns dort gestern so gut gemundet hat. Die Straße war heute kein Problem, weil der Verkehr heftiger war und es Stop and Go gab.

Schrieb ich gestern, dass Abha über 200.000 Einwohner hat (lt. Wikipedia), so erklärte uns heute unser Local Guide Osama, dass der Großraum Abha mit zwei weiteren angrenzenden Städten 4 Mio. Einwohner hätte. Das glauben wir gern angesichts der Strecke die wir gestern im urbanen Bereich zurückgelegt haben bis wir diesen verlassen haben (Al Habla liegt so 50 km südlich von Abha). Auch das Verkehrschaos war einer Millionenstadt angemessen wie das folgende Bild zeigt.

Stop and Go in Abha (der grüne Streifen ist von der Bus-Windschutzscheibe)

06.05.2023 Baljurashi

Baljurashi ist nur ein Etappenziel und war der Ausgangspunkt für einen Teil von uns für eine Exkursion nach dem Dorf Thee Ain. Aber der Reihe nach:

Wir fuhren ja nun wieder zurück Richtung Dschidda, wo wir am 08.05. ankommen wollen. Es war fast die gleiche Strecke wie Vorgestern, nur in die umgekehrte Richtung. Gleich nach der Ankuft fuhren wir mit dem Kleinbus los nach Thee Ain, was jetzt ein Museumsdorf ist und dessen Ursprünge aus dem 8. Jahrhundert stammen. Es ist Weltkulturerbe.

Schon die Anfahrt war ein Erlebnis. Bewegten wir uns doch die letzten 4 Tage in Höhen zwischen 2.200 m und 2.700 m und nach Thee Ain, was 730 m hoch liegt, mussten wir von Baljurashi 1.500 Höhenmeter hinunter. Aber erst fuhren wir noch 30 km nach Norden bevor wir auf einer kühn, gut ausgebauten Straße hinunterfuhren ins Tal. Unser Fahrer gab alles um uns zu beeindrucken und bretterte was ging. Als wir unten ankamen, schwitzten wir nicht nur wegen den nunmehr über 30 Grad Temperaturen. Anderst als die Lehmbauten gestern ist Thee Ain mit Steinen gebaut. Vielleicht ist die Restaurierung etwas zu schön geraten, aber beeindruckt hat uns das Dorf doch. Wohnen tut hier niemand mehr.

Die Rückfahrt war genauso rasant, wobei das bergauf-Stück natürlich langsamer war.

310 km + 110 km (11.420)


07.05.2023 Taif

Die anstrengenden Fahrtage waren nun vorbei. Heute ging es “nur” 250 km nach Taif. Taif liegt auch “nur” noch 1700 m hoch und hat so 700.000 Einwohner. Wir bezogen ein schönes Hotel am frühen Nachmittag und konnten relaxen. Das Internet im Hotel funktionierte auch gut und man konnte mal wieder Apps aktualisieren und Daten updaten.

Abends war die ganze Gruppe zum Abendessen eingeladen. Das Restaurant lag nur wenige Schritte neben dem Hotel und gehörte sicher zur gehobenen Gastronomie. Das Essen war dementsprechend gut und auch das Ambiente und der Service. Wir saßen auf der Dachterrasse bei angenehmen 23 Grad.

Von Dschibuti, wo Kostya den Aufenthalt dort klärt und die Einreise nach Äthiopien vorbereitet, hören wir positive Signale. Alles läuft noch nach dem improvisierten Plan.

250 km (11.670)


08.09.2023 Dschidda

Um 14:30 sind wir bereits in Dschidda im Hotel wieder angekommen. Wieder mussten wir Mekka großräumig umfahren. Steht doch an den Wegweisern direkt nach Mekka “Muslims only”. Heute nach um 0:30 Uhr geht es weiter zum Flughafen.

Wie wir von den einschlägigen Schiffs-Tracking-Apps erfahren konnten, hat “unser Schiff” (das die Fahrzeuge von Dschidda nach Dschibuti transportieren soll) erst heute morgen in Dschidda angelegt. Durchaus noch in der ungefähren geplanten Zeit. Warum wir die Fahrzeuge 6 Tage vorher im Hafen abliefern sollten, erschließt sich uns nicht. Ausser dass Parkgebühren auflaufen. Honi soit qui mal y pense (Ein Schelm der Böses dabei denkt)..


09.05.2023 Dschibuti (Stadt)

Das Land heißt so und auch die Stadt. Wir sind am frühen Nachmittag angekommen. Es sind 40 Grad hier und es ist feuchtheiß. Aber der Reihe nach:

Schon beim Einsteigen in den Shuttlebus zum Flughafen haben mir die Mitreisenden ein Geburtstagsständchen gesungen. Um 0:30 Uhr. Dann am Flughafen war trotz nachtschlafender Zeit einiges los. Mekkapilger aus aller Herren Länder wollten heim und auch das Drehkreuz Dubai benutzen. Mit uns wurde ein große Gruppe Marokkaner abgefertigt, erkenntlich an ihren weißen Gewändern. Nicht umsonst benutzt Emirates, die Flugline, trotz der kurzen Strecke von Dschidda nach Dubai A380-Maschinen, die bis zu 800 Leute transportieren können. Angenehmer Flug, so 2,5 Stunden lang. In Dubai mussten wir umsteigen Richtung Dschibuti. Das war eine kleinere Maschine (Boeing 737-800)) und die war nicht ganz voll.

Der Flug über die arabische Halbinsel dauerte fast 4 Stunden und schon beim Landeanflug in Dschibuti konnte man erkennen: Wir sind wieder in Afrika. Die Vororte von Dschibuti bestehen aus einfachen Holzhütten. Mit Taxis fuhren wir in die City und checkten im Sheraton Hotel ein. Nicht ganz günstig, aber das Preis-Leistungsverhältnis ist in Dschibuti ein schlechtes.

Von Dschidda hören wir, dass unser Schiff mit den Fahrzeugen abgelegt hat und am 11.05. in Dschibuti eintreffen soll. Der 12. ist ein Freitag. Freitag und Samstag geht in islamischen Ländern administrativ nicht viel. So hoffen wir nun, dass am 14.05. wir unsere Fahrzeuge wieder erhalten.


10.05.2023 Tadjoura

Heute morgen wurde ich von der Polizei verhaftet, zumindest kurz. Aber der Reihe nach:

Wir werden die nächsten drei Tage eine Jeep-Safari im Norden von Dschibuti machen. Als wir an der Ausfallstraße in einen Stau gerieten, habe ich eine Straßenszene fotografiert, wo ein alter Mann am Stock von einem Polizisten durch den dichten Verkehr gelotst wird. Das hätte ich nicht tun sollen, denn der Polizist kam dann auf unseren Jeep gestürzt und schrie “Ouvre la port”, also ich sollte die Wagentür öffen, dann schnappte er sich mein Handy und bedeutetet mir, ich soll folgen. Rita kam mit und so landeten wir im Polizeiauto, wo eine heftige Diskussion mit seinem Vorgesetzten (?) stattfand. Dann sollten wir mit zur Polizeiwache, im Polizeiauto. Dort schaute sich der Verantwortliche meine (harmlosen) Fotos an und ließ uns dann gehen. Mit dem Smartphone.

Dann ging es los übers Land. Eine abwechslungsreiche Naturlandschaft erwartete uns und im klimatisierten Auto machte uns die Bullenhitze nichts aus. In Dschibuti ist es nicht nur die große Hitze. Die hohe Luftfeuchtigkeit ist macht den Aufenthalt im Freien für uns so unangenehm.

Dschibuti gehört zu den ärmsten Ländern der Welt und, wie bereits gestern erwähnt, Slums sind für den Großteil der Bevölkerung die vorherrschende Unterkunft. Auch auf dem Land herrschen Hütten vor. Steinhäuser gibt es so gut wie keine. Als wir zu unserem Ziel kamen, durchquerten wir vorher ein Dorf, an dem an jeder Ecke Khat angeboten wurde. Khat ist eine aufputschende Droge und wird aus Äthiopien eingeflogen. Eingeflogen wegen der schnellen Verderbnis der grünen Blätter, die gekaut werden. Der Staat toleriert, ja fördert sogar den Konsum, weil er mitverdient. Erstaunlicherweise, weil im Islam Drogen verboten sind.

Das Dorf ist ziemlich heruntergekommen und es könnte nicht grasser sein: Das Resort, gleich nach dem Dorf, in dem wir übernachten, ist erste Sahne, und gehobener westlicher Standard. Wir sprangen gleich in den Pool der keine wirkliche Abkühlung brachte. Das Wasser war warm. Drogen verboten? Ja, weil im Resort striktes Alkoholverbot herrscht. Dass wir uns heute morgen im Supermarkt mit Bier eingedeckt haben, braucht ja niemand zu wissen. Das sehr warme Bier fand im Zimmer-Kühlschrank auch Abkühlung.

170 km (11.840)


11.05.2023 Tadjoura

Bis Obock war es heute eine gute Teerstraße, dann hieß die Straße nicht mehr Route National 14, sondern RN15 und bestand nur noch aus Reifenspuren. Aber wir hatten ja 4×4 Jeeps und es war zwar holprig, aber hatte schon etwas. Der Leuchtturm “Phare de Ras Bir” ist mit 60 m der höchste Afrikas. War eine schweißtreibende Angelegenheit, ihn zu erklimmen. “Mangrove de Godoria”, ein Naturschutzgebiet war unser nächstes Ziel. Eine schöne Lagune.

Immer wieder begegneten uns Gruppen von Männern mit leichtem Gepäck, die wir als Flüchtlinge einschätzten. Wir sind auch an einem großen Camp der Vereinten Nationen, UNHCR, vorbeigekommen. Wie die Einheimischen fernab der Hauptstadt leben müssen hat uns berührt und wir wurden wieder von Dankbarkeit erfasst, dass wir zur rechten Zeit im richtigen Land geboren wurden. Dass die Flucht deren einzige Möglichkeit ist dem Elend zu entkommen, drängt sich hier auf.

Wir fuhren auf gleichem Weg wieder zum gleichen Hotel zurück.


12.05.2023 Arta

Heute sind wir wieder Richtung Dschibuti-Stadt gefahren. Wir haben dabei einen ehemaligen Vulkankrater erkundet und sind zum Assal-See gefahren, einem Salzsee, der 170 m unter dem Meeresspiegel liegt. Der ostafrikanische Graben, hier driftet die Arabische Platte weg von der Afrikanischen Platte, verläuft genau durch Dschibuti.

In den hochgelegenen Dörfchen Arat haben wir übernachtet und Afrika von seiner unschönen Seite kennengelernt. Unsere Übernachtungsmöglichkeit war so ungefähr 0,1 Sterne. Das wollen wir nicht weiter ausführen.

120 km (11.960)


13.05.2023 Dschibuti (Stadt)

Unspektakuläre Fahrt nach Dschibuti (Stadt), wieder ins Sheraton Hotel. Erfahren vom letzten Aufenthalt, haben wir in einem Supermarkt unter anderem Bier gekauft, Löwenbräu aus Deutschland war am billigsten. Im Hotel kostet ein Bier (0,5 L) 10 Euro. Im Supermarkt 2,30 €. Es gibt aber nicht in jedem Supermarkt Alkohol. Und auf dem Land, wo wir die letzten drei Tage waren schon gar nicht.

Hoffnungsvoll erwarten wir morgen unsere Fahrzeuge aus dem Zoll zu bekommen und werden heute Abend noch von der äthiopischen Community in Dschibuti zu einem folkloristischen Abend eingeladen. Gleichzeitig wollen wir dort noch fünf Geburtstage nachfeiern, was in Saudi-Arabien und auch hier bisher nicht so möglich war, wie wir uns das vorgestellt haben.

Was soll ich sagen, der Abend war schöner wie erwartet. Die Äthiopier haben sich ganz viel Mühe gegeben um uns zu verköstigen und zu unterhalten. Es sind keine Moslems, deswegen gabs äthiopisches Bier zu dem köstlichen Essen. Für uns Vegetarierer allein vier verschiedene Linsengerichte, Weißkohl und Grünkohl. alles gut gewürzt. Die folkloristischen Einlagen waren ok.

Das ganze war ja entstanden aus dem Kontakt den Kostya wegen unserer Visaangelegenheiten zum äthiopischen Botschafter aufgebaut hatte. Wenn alles glatt läuft können wir morgen oder übermorgen sogar in Äthiopien sein. Uns erwartet gutes Essen, das Bierchen dazu und ganz viel Kultur.

55 km (12.015)


14.05.2023 Dschibuti (Stadt)

Wie eigentlich befürchtet, wurde es heute nichts mit den Fahrzeugen. Von fehlenden Papieren aus Dschidda, Computerausfall beim Zoll und allen anderen Gründen war die Rede. Also war ein weiterer Tag im Hotel angesagt.

Der Pool sieht ja toll aus, aber er bietet keine Abkühlung. Es ist Thermalbaden in den Tropen. Nur im Hotel ist es angenehm temperiert.


15.05.2023 Dschibuti (Stadt)

Für heute gilt, was ich gestern berichtet habe, auch.

Wir sind dann am späten Vormittag zu einem Supermarkt gelaufen, um ein paar Snacks und günstigere Getränke (als im Hotel) zu kaufen. Zwanzig Minuten einfach, aber wir waren nach Rückkehr schweißgetränkt.

Es wäre ja alles ganz schön um die Zeit zu überbrücken, wenn nicht alles so teuer wäre. Unser Local Guide erklärte es damit, dass ja alles importiert wird. Milchprodukte, Getreide, Textilien usw. Achtzig Prozent der Einwohner arbeiten in der Landwirtschaft, erwirtschaften aber nur 2,5 des Bruttoinlandsprodukts. Das heißt, die meisten sind Selbstversorger. Täglich werden so 15 Tonnen Khat staatlich kontrolliert importiert und und sorgen für 15 Prozent der Staatseinnahmen. Ist also so eine Art Steuer. Aber bei uns gibt es ja auch Tabaksteuer und Sektsteuer usw.


16.05.2023 Dschibuti (Stadt)

Nun, heute sollte der große Tag sein an dem wir die Fahrzeuge aus dem Zoll kriegen. Das sollte zwischen 12 und 16 ihr passieren. Wir fuhren, nur die Fahrzeughalter, also mit einem Bus zum Hafen und warteten. Und warteten. Es wurde dunkel und es gab Gerüchte, dass es bis 21 Uhr klappen sollte. Die Beifahrer warteten in dieser Zeit in der Hotellobby.
Wie Kostya, der die “Abfertigung” bei der Schiffsagentur seit Montagmorgen begleitete, sagte, ist die Dschibuti – Bürokratie noch unorganisierter als die ägyptische, und das will was heißen.

Es wurde 22 Uhr bis wir die Fahrzeuge bekamen. Außen hui, innen pfui, könnte man sagen, weil unser Innenraum ziemlich verwüstet war. Sachen aus den Schränken gerissen und alles was ihnen wertvoll erschien, geklaut. Wir hatten einen Teil der elektronischen Geräte und Werkzeuge wohlweislich mitgeschleppt, aber halt nicht alle. So wurden Bridge-Kamera, Dashcam, WLan-Router, Akkubohrschrauber und Zubehör geklaut. Eine genaue Inventur konnten wir noch nicht machen in der Nacht. Wir sind zum Palast des Volkes gefahren, um über die Nacht zu parken.


17.05.2023

Morgens war noch der gestern ausgefallene Willkommens-Event mit dem Tourismusminister. Aufgrund der sagen wir mal nicht optimalen Einreise, war die Begeisterung nicht oppulent. Dann machten wir uns zum Tanken auf und traten die Fahrt Richtung Äthiopien an. Die letzte Nacht war ja die erste die wir ohne Klimaanlage im WoMo verbrachten. Es war so heiß und ständig strömte der Schweiß an einem herunter.

Gegen Mittag waren wir an der Grenze und auf dschibutischer Seite waren wir relativ fix durch. Skurill, die Grenzbehörden in einer Baracke zu der man über eine unbefestigte Straße fahren musste. Im Hof wurde Khat auf einen Armeelaster umgeladen und ein Sandteufel hüllte alles in Staub. Fotos sind nicht angebracht, obwohl es einen bitzelt.

Nicht minder skurill auf der äthiopischen Seite, wo eine tote Ziege im Zollhof lag. Es hätte so gut klappen können, wenn nicht ein wichtiges Permit “Declaration of Temporary Import of Vehicles by Tourists” nicht vorlag. Es dauerte vier Stunden, dieses Permit für jedes Fahrzeug zu erstellen und es wurde bereits Nacht, als wir an einem Übernachtungsplatz 46 km nach der Grenze eintrafen. einen Empfang durch die äthiopischen Guides mit kaltem Bier, was natürlich ankam. Wir sind ja 800 m hoch, aber temperaturmäßig wirkt sich das noch nicht aus (im Sinne von kühleren Temperaturen).

223 km (12.238)


18.05.2023 Harar

Als Jugendlicher war mir noch Kaiser Haile Selassi, der Kaiser von Äthiopien, ein Begriff. Mit diesem Pomp habe ich auch das Land mir so vorgestellt. Aber es kam anders.

150 km fuhren wir die „chinesiche Straße“, wunderschön ausgebaut. Dann gings nach Dire Dawa (Stadt) hoch in die Berge. Die Straße wurde schlechter und schlechter und die Ortsdurchfahrten immer schwieriger ob der vielen Tuk-Tuks und Menschen. Es war dort Afrika pur. Die Armut war spürbar und von kaiserlichem Pomp keine Spur. Das ist nur mit Khat auszuhalten denken wohl viele Menschen dort und Khatverkäufer sind gefühlt dominierend im Straßengewühl.

Auch der Hotel-Parkplatz, normalerweise eine befestigte Fläche und sauber, war ein bessere Müllhalde. Der Stadtrundgang mit Führer am Nachmittag durch diverse Basare und Gassen ließ nichts weltkulturerbe-würdiges erkennen und doch ist die Altstadt von Harar Weltkulturerbe.

Ein Highlight gab es am Abend, nach Sonnenuntergang, dann doch. Harar ist bekannt für seine Hyänenfütterung, die wohl eine lange Tradition hat, noch vor Touristen dies anschauten. Der „Hyänenmann“ füttert das wilde Rudel und „Mutige“ können sich zu ihm daneben setzten und auch füttern.

Auch gut war, dass wir jetzt uns über 2.000 m über dem Meeresspiegel befinden und angenehme Temoarturen von 24-25 Grad haben, nachts noch sogar unter 20 Grad.

223 km (12.461)


19.05.2023 Doha Lodge – Awash Nationalpark

Unser Programm in dem jeweiligen Land wird ja von Local Guides entwickelt und die haben in der Regel nicht die Bedürfnisse von WoMo-Reisenden in ihrem Erfahrungsschatz. So war es auch wohl bei der heutigen Etappe.

9-stündige Fahrzeiten sind nicht erwünscht. Aber der Reihe nach:

Die Strecke zum Awash-Nationalpark führte durch eine tolle Berglandschaft. Die Straße kletterte über 2.500 m hoch und man hatte phantastische Ausblicke über diese grünen, meist landwirtschaftlich genutzten Berge. Das war der angenehme Teil heute, obwohl die Straßenqualität manchmal unterirdisch war. Für die ersten 200 km brauchten wir 6 Stunden.

Das die Fahrt zu lange war, sagte ich schon. Das eine Pause machen schier unmöglich war, noch nicht. Kaum hatte man an einer schönen Aussicht angehalten, tauchten aus dem Nichts Einheimische auf. Aber anders als z.B. in Indien, wo die Leute nur schauten, klopften sie hier an die Türen und Fenster und machten eine Ruhepause unmöglich. Einige waren sichtbar im Khat-Rausch und deren Miene war nicht gerade freundlich. Wären nicht die letzten 100 km bessere Straße gewesen, hätte uns die Dunkelheit eingeholt.

Die Doha Lodge im Nationalpark kann man nur durch eine Erdpiste erreichen, die für uns ohne Allrad gerade noch ging. An der Lodge ist eine Thermalquelle (so 38 Grad), in den Tropen eigentlich überflüssig, weil wir wieder in den Niederungen Äthiopiens sind und 35 Grad haben. Nachts 30 Grad. Aber es wurden Pools angelegt in denen man schön baden kann. Da haben wir den Schweiß der letzten Tage abgespült.

347 km (12.808)


20.05.2023 Doha Lodge – Awash Nationalpark

Gegen die Moskitos heute Nacht mussten wir aufrüsten. Die Fliegengitter an den Fenstern reichen nicht mehr und wir haben unser Moskitonetz über dem Bett aktiviert.

Ansonsten hieß es die Hitze ausstehen. Die 40 Grad heißen Thermalspool waren kein Hilfe dabei. Wenn man herauskam half die Verdunstungskälte auf der Haut wenigstens für ein paar Minuten.

Löwen, Krokodile, Flußpferde, Schakale, Warzenschweine usw. soll es hier geben. Aber das ist nur Reklame auf der Internetseite der Lodge. Aber Vögel haben wir einige gesehen.


21.05.2023 Mille

Die zweite Nachthälfte hatte es geregnet und das machte die Erdpiste bis zur Teerstraße noch schwieriger. Aber alle haben es mit zum Teil mehreren Anläufen geschafft. Nicht geschafft hat es heute unser niederländisches Fahrzeug, das auf der A1 auf einen Stein fuhr, der das Getriebegehäuse beschädigt hat und das Getriebeöl auslaufen ließ. Sie werden hoffentlich noch heute zu unserem Tagesziel abgeschleppt.

Unser Tagesziel Mille ist ein Kompromis, weil wir nicht so lange (zeitlich) Tagesetappen wie vorgestern fahren wollte. Blöderweise war die Etappe heute zu kurz, weil die A1 gegen Norden gut zu fahren war und wir bereits um 13 Uhr am Ziel waren. Natürlich musste man auf Kamele, Esel, Rinder und Steine achten.

Wir fuhren durch das Land der Afars, einem ehemals kriegerischen Stamm, der auch heute noch bewaffnet herumläuft. Statt Speeren sind es heute Kalaschnikows, die gefühlt jeder zweite Mann hier herumträgt. Fotografieren wollte ich das nicht. Khat konsumieren auch die Afars.

Die Afars leben von ihren Tieren (Kamele, Rinder und Ziegen) und wohnen meist in Rundhütten. Die von der Regierung bereitgestellten Lehmhäuser haben sie nicht bezogen.

302 km (13.110)


22.05.2023 Woldia

Auch unser heutiger Aufenthalt in Woldia ist technischer Natur und unser eigentliches Ziel, für morgen, ist Lalibela.

Anfangs noch Halbwüste mit Nomaden, die wirklich bettelarm sind, ging die Straße nach Woldia in eine Bergstrecke über. Dort ist wieder, weil Wasser vorhanden, Ackerbau möglich und man meint, eine leichte Steigerung des Wohlstandniveaus zu registrieren. Die Häuser sind aus Lehm und mit Wellblech gedeckt.

Heißersehnt war der heutige Tag wegen der mit der Höhe, Woldia liegt 2.200 m hoch, kühleren Tempearturen. So 27 Grad, nachts unter 20 Grad.

So hieß es am Nachmittag durchschnaufen bei angenehmer Temperatur.

183 km (13.293)


23.05.2023 Lalibela

Lalibela ist das Highlight in Äthiopien. Leider hatten die Götter schwere Hindernisse für uns aufgebaut. Im wahrsten Sinne, war doch die Straße eine der schlechtesten die wir bisher hatten. Für die ersten 60 km benötigten wir 4 Stunden bei einem Dieselverbrauch von 25 L/100 km. Gut, es ging heute hoch hinauf bis auf 3.555 m und die schöne Landschaft und die Eindrücke entschädigten etwas. Aber wir wollten am frühen Nachmittag in Lalibela sein um die ersten Besichtigungen zu machen. das hatten wir dann knapp geschafft. Die Durchschnittsgeschwindigkeit heute war 25 km/h.

Lalibela liegt 2.600 m hoch und hat 11 monolithische Kirchen, das heißt von oben aus dem Stein gemeiselte Bauwerke. Fast alle Einwohner sind äthiopisch-orthodoxe Christen.Die als Weltkulturerbe eingestuften Kirchen entstanden im 12. und 13. Jahrhundert. Die bekannteste ist die Bet Giyorgis, die St. Georgskirche.

Viele christliche Pilger aus aller Welt kommen hierher und es ist auch ein Muss für alle Äthiopien-Reisenden.

179 km (13.472)


24.05.2023 Rinderweide 50 km nach Gashena

Wir hatten ja geglaubt, dass, nachdem wir die islamischen Länder und den Teil Äthiopiens wo die meisten Moslems wohnen, verlassen haben, die morgendliche Beschallung durch die Muezzine vorbei wäre. Da hatten wir uns wohl getäuscht. Bereits um 4 Uhr begann eine Abfolge von Sing-Sang und Wortgebeten per Lautsprecher, die bis 10 Uhr dauerte. Die äthiopischen Orthodoxen waren ja Jahrhunderte eine Insel, umgeben von islamischen Staaten und haben deshalb weitgehend andere Gebräuche entwickelt als die übrigen christlichen Religionen. Wie unser äthiopischer Guide Getnet (er legt Wert darauf, dass bei ihm “Geht doch” gilt) erzählte, gibt es bei den Orthodoxen nicht nur 12 Apostel, sindern 120 Gefolgsleute Jesus, darunter 36 Jungfrauen.

Rita war heute alleine bei den Kirchen in Lalibela weil ich Servicearbeiten am Auto durchführen wollte. Um 12 Uhr kam sie zurück und wir fuhren weiter.

Heute war ein Marienfeiertag und alles was Beine hat, war unterwegs. Wir fuhren Richtung Gonder. Kurz vor Einmündung in die B22, die schreckliche Straße von gestern, war noch eine heikle Stelle zu überwinden, aber alle schafften es. Die 50 km Richtung Gonder waren auch als “schrecklich” angekündigt, entpuppten sich aber als gute Straße. Weil die Strecke nach Gonder am Stück zu weit war, fuhren wir in einem Dorf auf eine Rinderweide. Sofort war das ganze Dorf bei uns und bestaunten was sie noch nie gesehen hatten: Wohnmobile. Die Höhe beträgt 2.890 m.

113 km (13.586)


25.05.2023 Gonder

Die Straßen nach Gonder waren einigermaßen gut. Trotzdem brauchten wir 6 Stunden für die 252 km. Heute war es mehr das Vieh auf den Straßen als die schlechten Abschnitte. Die Strecke verlief meist über 2.000 m und Gonder liegt 2.200 m hoch.

Gonder war von 1632 -1855 Hauptstadt Äthiopiens und es gibt noch einen Palast, den wir noch besichtigen werden. Wir sind zum Goha Hotel gefahren, wo wir parkten, und das liegt hoch über der Stadt mit phantastischer Aussicht.

Zuvor hatte wir noch einen Supermarkt aufgesucht, wo wir uns erhofften, Käse, Joghurt und andere uns gewohnte Nahrung zu finden. Aber außer Nudeln, Reis und Keksen wurden wir nicht fündig. Wir hoffen auf die Hauptstadt.

Der Eukalyptusbaum, Anfang des 19. Jahrhunderts aus Australien eingeführt, ist ein Fluch. Er dominiert über alle anderen Pflanzen und braucht extrem viel Wasser, weil er schnell wächst. Früher war Äthiopien reich bewaldet und die Wälder dienten auch als Viehweide (wie im Mittelalter in Europa). Unter dem Eukalyptus wächst nichts und deshalb wurden die restlichen Wälder gerodet um Weideflächen zu schaffen. Das führt jetzt zu starker Erosion. Das einzig gute am Eukalyptus sind seine gerade wachsenden Stämme, die zum Hausbau verwendet werden.

Auf der Terrasse des Hotels haben wir leckeren gegrillten Tilapia-Fisch aus dem Tana-See gegessen. Zum Tana-See fahren wir übermorgen.

252 km (13.838)


26.05.2023 Simien Nationalpark – Gonder

Zugegeben war es eine lange Busfahrt zum Siemien Nationalpark, der wieder als Weltkulturerbe eingestuft ist. Aber es hat sich gelohnt.

Bereits um 7 Uhr sind wir gestartet und brauchten 2,5 h in den Nationalpark. Unterwegs pickten wir noch schwerbewaffnete Ranger auf, die uns “beschützten”. In Wirklichkeit ist das eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. In 3.250 m angekommen, machten wir eine 2-stündige Wanderung entlang der Abbruchkante. Dort leben auch die Blutbrust-Paviane, wegen denen wir auch hergekommen sind. Wieder zurück am Bus gab es erstmal ein Picknick, bevor wir die Rückfahrt antraten.

Die Regierung sei zwar bestrebt, die Bewohner des Nationalparks umzusiedeln, aber so richtig ist das noch nicht gelungen. Einige leben noch dort und versuchten uns kleine Basteleien zu verkaufen.

Abends ging die ganze Gruppe noch in ein typisches äthiopisches Restaurant, allerdings von der gehobenen Gastronomie. Ähnlich wie am äthiopischen Abend in Dschibuti schmeckte es un hervorragend. Diese verschiedenen Linsengerichte von mild bis scharf fand man nicht auf den Speisekarten der Hotels, bei denen wir bisher parkten.


27.05.2023 Bahir Dar

Am Morgen besichtigten wir noch den Palastbezirk von Gonder. Hier wurde von König Fasilidias (1632-1664) und seinen Nachfolgern eine Reihe von Palästen geschaffen. Deutlich ist der Einfluss europäischer Baukunst zu sehen. Es waren Portugiesen, die am Hofe des Kaisers waren. Die Anlage ist, man ahnt es, Weltkulturerbe.

Anschließend fuhren wir Richtung Süden zum Tana-See, wo wir zwei Nächte verbringen werden. Heute während der Fahrt hat es etwas geregenet und die Temperatur fiel auf 22 Grad. Bis Mitte Juni ist eine kleine Regenzeit, die dann in die richtige Regenzeit bis Ende August übergeht.

178 km (14.016 )


28.05.2023 Bahir Dar

Der Blaue Nil (es ist eine ungenaue Übersetzung aus dem arabischen und könnte auch der “Dunkle Nil” heißen, was eher stimmt) entspringt nördlich des Tana-Sees und fließt in diesen. In Bahir Dar verläßt der Blaue Nil den Tana-See und 30 km weiter südlich sind die Tisissat-Wasserfälle in einem Schluchtensystem dass letztlich im Sudan, 800 km nördlich, endet. Die Wasserfälle sind in der Regenzeit die zweitgrößten Wasserfälle Afrikas und das Wasser stürzt auf 400 m Breite über 40 m in die Tiefe. Jetzt in der Zeit davor sind sie bedeutend kleiner, zumal auch zwei Staudämme den Wasserdurchsatz weiter geschmälert haben. In der Trockenzeit seien nur noch 10 Prozent der früheren Wassermengen vorhanden.

Als wir ankamen, war wirklich nur ein durchschnittlicher Wasserfall da. Aber als wir gingen, kam bedeutend mehr Wasser herunter. Die Tourismusbehörde hatte den Staudammbetreiber angewiesen, mehr Wasser durchzulassen. Kein Scheiß, siehe Bilder.

Zum Mittagessen sind wir dann zurück zum See gefahren und haben auf äthiopische Art gegessen.

Rita und ich haben die anschließende Bootsfahrt auf dem See ausgelassen und sind zu unserem Parkplatz zurückgefahren um ein bisschen Freizeit zu haben.


29.05.2023 Dejen

Wir fuhren heute Richtung Addis Abeba und parkten für die Nacht am Dörfchen Dejen. Nichts besonderes heute: Die Straße meist gut, dann wieder grottenschlecht. Die üblichen Vollbremsungen wenn Rind oder Esel die Straße mit einer Weide verwechselten.

265 km (14.281)


30.05.2023 Addis Abeba

Wenn wir gemeint hatten, dass zur Hauptstadt hin die Straße bessser wird, so haben wir uns schwer getäuscht. Gleich nach dem Start heute morgen ging es hinunter in den Abay-Canyon, durch den der Blaue Nil fließt. 1.500 tief ist die Schlucht und die mussten wir hinunter und wieder hinauf. Waren es sonst die vielen Schlaglöcher oder fehlender Asphalt, so war hier der Belag wie die Oberfläche eines Sees bei Wind. Spurrillen, 30 cm tief und Querwellen liesen unser Fahrzeug schaukeln wie ein Boot. Für die ersten 80 km brauchten wir wieder 4 Stunden.

Nach 6,5 Stunden hatten wir Addis Abeba erreicht. In einemHotelhof parkten wir ziemlich zentral. Machte Addis Abeba in der Haupteinfallstraße, der Churchill-Avenue noch einen annehmbaren Großstadteindruck, so ist das ein wenig abseits davon wieder tiefstes Dritte-Welt-Land.

Morgen werden wir eine Stadtbesichtigung machen.

237 km (14.518)


31.05.2023 Addis Abeba

Mit einem Bus sind wir heute zuerst zum Nationalmuseum gefahren. Dort kann man Skelettreste von Lucy bewundern.

30 Kilogramm leicht, einen Meter klein, ist Lucy die berühmteste Vertreterin des Vormenschen Australopithecus afarensis. Dieser ähnelt in der Physiognomie einem Schimpansen, doch einige Merkmale sind bereits menschlich: Hüft- und Beinknochen sind so gestaltet, dass man davon ausgehen kann, dass Lucy und ihre Artgenossen vor rund drei Millionen Jahren bereits aufrecht gingen. Ausserdem benutzten diese Vormenschen bereits geschliffene Steine als Werkzeuge zum Schneiden von Fleisch. Was wir sahen war natürlich eine Replik. er US-Paläoanthropologe Donald Johanson fand das Skelett von Lucy im November 1974 bei Hadar in der Region Afar.

Danach fuhren wir auf einen Aussichtberg (Etto Park) von wo man nach Addis Abeba herunterschauen konnte. Leider war der Dunst aus Abgasen so stark, dass es keine rechte Freude war.

Ein Fahrt durch den “Merkato”, der größte Markt Afrikas soll er sein, schloß sich an. Wegen der Sicherheit sollten die Fenster im Bus nicht geöffnet werden und aussteigen schon gar nicht. Prompt wollte einer der Mitreisenden mit dem Handy durchs offene Fenster fotografien, als im blitzschnell dieses entrissen wurde.

Der angekündigte Einkauf in einem Supermarkt, der alles bot, was wir uns wünschten (Milchprodukte, Cerealien, Küchenrollen, Mehl, Tomatendosen usw.) befriedigte nur zum Teil.

Aber das machte der Stimmung im Bus keinen Abbruch. Wir sind geübt damit auszukommen was es gibt. Bier gibt es überall in Hülle und Fülle zu einem kleinen Preis: 0,70 € pro 0,33 Flasche. Aber, man muss ein leeres Fläschen zurückgeben, sonst zahlt man 0,85 € Pfand. Eigentlich ganz ok.